in meiner kleinen Werkstatt! Zur (im Januar 2024 aktualisierten) Einführung …
1.–3. April 2022: BuchDruckKunst
[Okay, hier war lange nichts los. Bitte beachtet: Dieser Eintrag stammt aus 2022 …]
Endlich wieder viele Druck- und Buchkünstler*innen unter einem Dach: Am ersten Aprilwochenende findet im Hamburger Museum der Arbeit die BuchDruckKunst statt. Und weil das Schwerpunktthema in diesem Jahr auf Fotografie und fotografischen Edeldruck-Verfahren liegt, bin ich ausnahmsweise nicht hinter den Kulissen, sondern als Aussteller dabei. Ihr findet mich am Stand 10 im Erdgeschoss der Neuen Fabrik, ich zeige Cyanotypien, Fotoradierungen und anderes Fotografisches, aber auch typografische Arbeiten aus meiner Kellerdruckerei.
DIY: Diverse Kamera-Basteleien
Während nach längerer Zeit gerade mal wieder ein paar Bogen mit Cyanotypie-Lösung in der Sonne liegen (zu irgendwas muss dieses Mistwetter doch gut sein) und ich hoffe, über den Sommer auch wieder mehr Zeit für den Werkstattbetrieb zu finden, kommt hier erst noch mal ein Sammeleintrag zu unterschiedlichen Basteleien für meine Fotografie.
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DIY: Kleine Fachkamera selbst bauen
Im Grunde war mir schon früher im Jahr, als ich der Cambo einen Digital-Adapter gebaut habe, klar, dass mir die zu groß ist, um sie mal eben für ein oder zwei Stitching-Panoramen irgendwohin mitzunehmen. Weshalb ich ziemlich schnell auf die Idee gekommen bin, dass ich auf Basis meines selten benutzten Kleinbild-Balgengeräts (dazu siehe unten den Nachtrag) auch eine Fachkamera mit den für mich relevantesten Verstellungen selbst bauen könnte.
Ich brauchte dann noch ein paar Zutaten, aber die waren alle für ein paar Euro im Internet-Auktionshaus oder im Baumarkt aufzutreiben. Und dann brauchte ich noch viel Geduld, weil ich die Holzbearbeitung nun mal lieber manuell als mit Elektrogeräten mache – aber genau dadurch war dies ein sehr schönes Projekt, um über den extrem (computer-)arbeitsintensiven Herbst hin immer mal eine halbe Stunde Ausgleichssport zu haben. (Und anders als bei vielen anderen aufeinander aufbauenden Werkstatt-Tätigkeiten war es hier nicht schlimm, wenn es nach der halben Stunde erst mal eine Woche lang nicht weiterging.) (mehr …)
Artur, 1948–2020
Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, irgendwann 2012, hatte Artur Dieckhoff das Erwerbsleben als Schriftsetzermeister und Berufsschullehrer schon hinter sich. Aber Ruhestand kennt einer wie Artur nicht; deshalb war er damals Ehrenamtlicher in der grafischen Abteilung des Museums der Arbeit und vermittelte in der offenen Werkstatt die Grundlagen von Handsatz und Buchdruck. Und eines Montagabends kam ich, frisch Selbstständiger, dorthin, um eine Visitenkarte zu setzen für meine Unternehmung namens „Feingedrucktes“ – nahezu zwangsläufig war das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft …
Unglaublich viel durfte ich von ihm lernen in den paar Jahren seither; es blieb nicht bei den Winkelhaken-Basics, sondern in seiner eigenen Werkstatt auf dem Land hab’ ich sogar mal eine Tabelle aus Messinglinien berechnen und setzen müssen, nein: dürfen. Auf dem Weg zur Typomania, zu der er mich zwei Mal mitnahm, fragte er mich die traditionellen Schriftgrößen-Bezeichnungen ab wie zuletzt in den Achtzigern mein Lateinlehrer die Vokabeln. Und viele Bücher haben wir zusammen gemacht, mehr als ein Dutzend, dazu einige Kartenspiele; Gedichtbände zumeist, oder auch fantastisch-Autobiografisches wie seine Ruhrpott-Erinnerungen „Lebe wild und gefaehrlich!“ Immer charakterisiert von Arturs überbordender Kreativität, der wunderbar kindlichen Experimentierfreude und auf der illustrativen Ebene von seinem prägnanten Holzschnitt-Strich und den plakativen Farben – Bunt war seine Lieblingsfarbe.
Seine zeichnerischen Sujets waren Tiere, besonders Fabelwesen, und immer wieder Nixen, Nymphen, Teufelinnen. Bei letzteren hab’ ich bei Layout und Bildbearbeitung öfters mal rote Ohren riskiert, denn auch in der Darstellung von Erotik ging es bei Artur plakativ zu. Dass wir allerdings eines seiner Tarot-Decks nicht bei der darauf spezialisierten Onlinedruckerei in Asien bestellen konnten, weil das als „Pornografie“ nicht ausfuhrfähig sei, ging sogar mir altem Puritaner zu weit – pffft, bei Artur war das nicht Pornografie, sondern Verehrung der Weiblichkeit.
Ja, und Essen! Für seinen geliebten Matjes konnte er mich nie begeistern, und über Pfannkuchen haben wir zwar mal ein Buch gemacht (unser letztes gemeinsames), aber sie nie zusammen gebacken. Doch Franzbrötchen, die waren unser Ritual, über die Jahre haben wir nahezu alle Bäckereien Altonas durchprobiert und dabei über Freud und Leid des Vater- bzw. Großvaterseins philosophiert. Und wenn bei mir daheim das Telefon während des Essens klingelte (egal wann, bei uns wird zu den unterschiedlichsten Tageszeiten gekocht), dann sagten seit Jahren schon alle, ohne aufs Display zu schauen, „Hallo, Artur“ – es konnte nur er sein, beim Essen war es immer er.
Jetzt nicht mehr – die Franzbrötchen-Session im Oktober war unsere letzte. Sein Appetit war da schon nicht mehr ausgeprägt, und auch sonst gab es reichlich Grund, sich Sorgen zu machen, über Abschied nachzudenken. Es dauerte dann noch bis weit in den November und muss nach allem, was ich höre, eine Quälerei gewesen sein. Dabei hätte einer wie Artur es verdient gehabt, den letzten Bogen der Auflage aus der Andruckpresse zu nehmen, sich dann in den Sessel zu setzen und einfach nicht mehr aufzustehen. Aber vor allem noch nicht mit Zweiundsiebzig …
Danke für alles, Artur. Ahoi.
DIY: Analoge Fachkamera digitalisieren
So schön die analoge Fotografie in großen Aufnahmeformaten ist, spätestens beim Wunsch nach Farbe hört der Spaß auf: Für einen Diafilm mit Entwicklung im kleinen Großformat 4×5 Zoll zahlt man anno 2020 ca. zehn bis 15 Euro – pro Aufnahme. Grund genug für mich zu überlegen, wie ich eine Digitalkamera sinnvoll an meine Fachkamera adaptieren kann, um mittels deren Verstellbarkeit überlappende Aufnahmeserien bei möglichst gleichbleibender Perspektive machen zu können, die anschließend im Bildbearbeitungsprogramm mit der Panorama-Funktion zu einem großen Bild zusammengesetzt werden. Und beim Überlegen ist es natürlich nicht geblieben …
Blaue Wunder
Es ist ja schon manchmal beängstigend, wie viel Erwerbsarbeit sich in ein einzelnes Jahr pressen lässt … Bis auf diese eine Postkarte neulich und die Siebdruck-Shirts habe ich 2020 noch nichts H4ndw3rkliches gemacht, weil die am Rechner zu erledigende Auftragslage so opulent ist. Damit sich aber diese WordPress-Installation nicht demnächst aus lauter Langeweile selbst löscht (bei Digitaltechnik kann man nie wissen), hier mal ein Blick über den Kellerrand in meine berufliche Sphäre, wegen der thematischen Schnittmenge:
Das Buch Blaue Wunder von Marlis Maehrle ist vor ein paar Wochen erschienen, hier die Informationen des Verlages, und ich hatte das Vergnügen, an der Entstehung wesentlich beteiligt zu sein: durch Satz und Produktion der Druckvorlage sowie die Bildbearbeitung – letztere ziemlich umfangreich, nicht weil es so viel zu manipulieren gab, sondern um im Gegenteil die Anmutung der abgebildeten Arbeiten möglichst dicht ans Original zu bringen.
Und auch wenn ich in diesem Fall natürlich befangen bin, erlaube ich mir doch, das Ergebnis sehr gelungen zu finden, sicherlich eine Bereicherung der Literatur zum Thema. Für eher technisch Interessierte vermutlich weniger geeignet, weil die neueren, empfindlicheren, aber auch chemielastigeren Rezepturen der Cyanotypie keine Rolle spielen; umso mehr aber für all jene, die Freude am Experimentieren ohne große Materialschlachten und an der Schönheit des Einfachen haben.
Postscriptum, apropos Materialschlacht: Ich hatte das huschhusch mit der MFT-Normalbrennweite geknipste erste Foto des Buches schon im Artikel drin, als mir einfiel, dass ich das auch diesem Blog etwas angemessener machen könnte. Und dann habe ich noch mal mit derselben Kamera, aber an den Balgen der Großformatigen adaptiert und mit deren Normalobjektiv vorn dran fotografiert: drei Querformate übereinander, perspektivisch zumindest ansatzweise korrigiert und für jede Einzelaufnahme auf denselben Punkt nachfokussiert. Dann habe ich die Belichtungen in Lightroom angeglichen und in Affinity zu einem Panorama montiert. Hat insgesamt auch nur zehn Minuten gedauert (im Vergleich zu ca. anderthalb fürs erste Bild), aber viel mehr Spaß gemacht …
Makellos
Eine neue Postkarte ist im Werden:
Am Anfang war ein M, gefunden in der Sammlung einer Kollegin. Eine wunderschöne Holzletter, etwas angenagt, die mich sofort auf eine Idee brachte. Danke, Marlis, fürs Ausleihen!
Nachdem das M aus HKS 43 und etwas Deckweiß zu Papier gebracht war, kam der Rest des Wortes aus Silberdruckfarbe, getönt mit einer Winzigkeit Reichbleichgoldpaste. Die ersten 20 Stück habe ich aus der Signal gesetzt,
aber weil ich mir Skript-Type schnell übersehe, bin ich für den größeren Teil der Auflage auf Permanent Grotesk umgeschwenkt.
Und kurz bevor alles verdruckt war, fiel mir ein, dass ich ja eigentlich auch mal probieren könnte, so einen Druck per Video aufzuzeichnen. Hier ist der beste Versuch – so ungeschickt stelle ich mich nicht immer an, nur wenn die Kamera zuguckt …
Strichfilmentwicklung …
… macht Spaß, ist in einer so kleinen Werkstatt wie meiner aber kaum wirtschaftlich:
Alle paar Monate mal kommt es vor, dass ich einen oder zwei Strichfilme benötige – also spezielle Dokumentenfilme als Druck- oder Weiterverarbeitungsvorlagen, die außer dichtem Schwarz und Transparent keine Zwischentöne enthalten. Das können je nach Prozess Negative sein (um davon ein Buchdruck-Klischee zu belichten) oder Positive, mit denen man ein Siebdruck-Sieb belichtet oder die für eine Radierung aufgerastert werden. Diese Filme (in meinem Fall Wephota FO5) belichte ich je nach Motiv entweder von Planfilm-Negativen oder von Folien aus dem Laserdrucker, in jedem Fall aber müssen sie, um ohne Überbelichtung tiefes Schwarz zu erzielen, mit einem speziellen Hochkontrast-Entwickler verarbeitet werden (ich verwende Rollei RHC).
Leider nun reagieren Strichfilme ausgesprochen empfindlich, wenn der Entwickler zu alt ist: Selbst wenn ich die Entwicklungszeit verdopple, muss ich den Film vorher so lange belichten, dass die eigentlich transparenten Partien beginnen, Zeichnung zu zeigen, derweil die Tiefen immer noch bloß dunkelgrau bleiben. Und blöderweise ist der Hochkontrast-Entwickler auch kein One-Shot für Verdünnungen um 1:100 wie mein Standard-Filmentwickler Rodinal, sondern muss in ca. 1:4 als Arbeitslösung angesetzt werden, die dann halt innerhalb tunlichst weniger Tage ausgenutzt werden sollte. Da geht also ordentlich was weg, zumal der RHC auch kein ganz billiges Vergnügen ist.
Und deshalb würde ich jedem, der nicht mehrere Strichfilm-Vorlagen pro Woche verarbeiten möchte, dringend empfehlen, von der Selbstverarbeitung Abstand zu nehmen, und sei die Dunkelkammer noch so gut ausgestattet. Heute habe ich mal durchgerechnet, was mich die Siebbelichtung für mein nächstes T-Shirt-Motiv (siehe unten) gekostet hat, und bin letztlich, weil ich aus dem nicht sehr dicht arbeitenden Laser zuerst ein Positiv drucken musste, das dann doppelt umzukopieren war, auf mehr als 10 Euro Materialkosten gekommen. Wenn ich die Vorlagedatei – hier eine Illustrator-Grafik auf Basis einer Fotografie meiner ältesten Kamera, in anderen Fällen könnte es auch eine bereits aufgerasterte Negativ-Repro sein – direkt an den Belichter meines Vertrauens geschickt hätte, hätte ich zwar ein paar Tage Wartezeit gehabt, wäre aber kostenmäßig bei der Hälfte rausgekommen.
Und letztlich ist so was ja auch eine Umweltfrage: Wenn ich mehrere Bogen Strichfilm nur für Belichtungsproben und als Zwischennegative benötige, ist das vor allem einschließlich Chemikalienverbrauch einfach nicht mehr sehr ökologisch. Das ist ja eine Sache, über die ich, obwohl quasi schon immer „herzens-grün“, auch erst neuerdings nachdenke: Welche Prozesse forciere, welche reduziere ich sinnvollerweise, um den ökologischen Fußabdruck meiner bescheidenen Werkstatt einigermaßen tolerierbar zu halten?
Die Sache mit dem Altglas
In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich mehr, als mir lieb ist, mit Computerdingen beschäftigen müssen – wodurch unter anderem die Werkstatt ziemlich brach lag (und noch liegt). Manchmal hat das Digitale dann aber doch Schnittmengen oder zumindest Berührungspunkte mit dem Analogen: zum Beispiel, wenn man aus gegebenem Anlass ausprobiert, welche optische Leistung alte bis historische Objektive beim Adaptieren an moderne Digitalkameras zeigen.
Konkret habe ich ein gutes Dutzend meiner Analog-Objektive einmal systematisch an einer Micro-Four-Thirds-Systemkamera durchgetestet, auch im Vergleich mit einigen Original-MFT-Objektiven. Hier ist eine Übersicht der Ergebnisse (PDF, 3 Seiten, ca. 7,5MB wg. hoher Auflösung der Bildausschnitte).
Negative digitalisieren
Am liebsten würde ich ja aufs Digitalisieren verzichten und meine Negative ausschließlich mit Dunkelkammer-Methoden verarbeiten, aber das wäre weder wirtschaftlich noch vom Zeitaufwand her vertretbar. Und da mein Scanner, obzwar kaum 20 Jahre alt, seit einigen Monaten zunehmend unzuverlässig arbeitet (pffft, Elektronik …), habe ich in letzter Zeit mein Setup zum Abfotografieren mit der DSLR optimiert: (mehr …)