DIY: Kleine Fachkamera selbst bauen

Im Grunde war mir schon früher im Jahr, als ich der Cambo einen Digital-Adapter gebaut habe, klar, dass mir die zu groß ist, um sie mal eben für ein oder zwei Stitching-Panoramen irgendwohin mitzunehmen. Weshalb ich ziemlich schnell auf die Idee gekommen bin, dass ich auf Basis meines selten benutzten Kleinbild-Balgengeräts (dazu siehe unten den Nachtrag) auch eine Fachkamera mit den für mich relevantesten Verstellungen selbst bauen könnte.

Ich brauchte dann noch ein paar Zutaten, aber die waren alle für ein paar Euro im Internet-Auktionshaus oder im Baumarkt aufzutreiben. Und dann brauchte ich noch viel Geduld, weil ich die Holzbearbeitung nun mal lieber manuell als mit Elektrogeräten mache – aber genau dadurch war dies ein sehr schönes Projekt, um über den extrem (computer-)arbeitsintensiven Herbst hin immer mal eine halbe Stunde Ausgleichssport zu haben. (Und anders als bei vielen anderen aufeinander aufbauenden Werkstatt-Tätigkeiten war es hier nicht schlimm, wenn es nach der halben Stunde erst mal eine Woche lang nicht weiterging.) (mehr …)

DIY: Analoge Fachkamera digitalisieren

So schön die analoge Fotografie in großen Aufnahmeformaten ist, spätestens beim Wunsch nach Farbe hört der Spaß auf: Für einen Diafilm mit Entwicklung im kleinen Großformat 4×5 Zoll zahlt man anno 2020 ca. zehn bis 15 Euro – pro Aufnahme. Grund genug für mich zu überlegen, wie ich eine Digitalkamera sinnvoll an meine Fachkamera adaptieren kann, um mittels deren Verstellbarkeit überlappende Aufnahmeserien bei möglichst gleichbleibender Perspektive machen zu können, die anschließend im Bildbearbeitungsprogramm mit der Panorama-Funktion zu einem großen Bild zusammengesetzt werden. Und beim Überlegen ist es natürlich nicht geblieben …

Pinhole 80mm Cambo digital
Einer meiner ersten Versuche in dieser Richtung: mein Beitrag zum Pinholeday 2020, zusammengefügt aus 54 Einzelaufnahmen

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Blaue Wunder

Es ist ja schon manchmal beängstigend, wie viel Erwerbs­arbeit sich in ein einzelnes Jahr pressen lässt … Bis auf diese eine Post­karte neulich und die Siebdruck-Shirts habe ich 2020 noch nichts H4ndw3rk­liches gemacht, weil die am Rechner zu erledigende Auftrags­lage so opulent ist. Damit sich aber diese WordPress-Installation nicht demnächst aus lauter Lange­weile selbst löscht (bei Digital­technik kann man nie wissen), hier mal ein Blick über den Keller­rand in meine beruf­liche Sphäre, wegen der thematischen Schnittmenge:

Das Buch "Blaue Wunder" auf meinem Setztisch
Das Buch Blaue Wunder von Marlis Maehrle ist vor ein paar Wochen erschienen, hier die Infor­mationen des Verlages, und ich hatte das Vergnügen, an der Entstehung wesent­lich beteiligt zu sein: durch Satz und Produk­tion der Druck­vorlage sowie die Bild­bearbeitung – letztere ziemlich umfang­reich, nicht weil es so viel zu mani­pulieren gab, sondern um im Gegen­teil die Anmutung der abge­bildeten Arbeiten möglichst dicht ans Original zu bringen.
Und auch wenn ich in diesem Fall natür­lich befangen bin, erlaube ich mir doch, das Ergebnis sehr gelungen zu finden, sicher­lich eine Berei­cherung der Literatur zum Thema. Für eher technisch Inter­essierte vermutlich weniger geeignet, weil die neueren, empfind­licheren, aber auch chemie­lastigeren Rezep­turen der Cyano­typie keine Rolle spielen; umso mehr aber für all jene, die Freude am Experi­mentieren ohne große Material­schlachten und an der Schönheit des Einfachen haben.

Postscriptum, apropos Material­schlacht: Ich hatte das huschhusch mit der MFT-Normal­brennweite geknipste erste Foto des Buches schon im Artikel drin, als mir einfiel, dass ich das auch diesem Blog etwas ange­messener machen könnte. Und dann habe ich noch mal mit derselben Kamera, aber an den Balgen der Groß­formatigen adaptiert und mit deren Normal­objektiv vorn dran fotografiert: drei Quer­formate über­einander, perspek­tivisch zumindest ansatz­weise korrigiert und für jede Einzel­aufnahme auf denselben Punkt nach­fokussiert. Dann habe ich die Belich­tungen in Lightroom ange­glichen und in Affinity zu einem Panorama montiert. Hat insgesamt auch nur zehn Minuten gedauert (im Vergleich zu ca. anderthalb fürs erste Bild), aber viel mehr Spaß gemacht …

Strichfilmentwicklung …

… macht Spaß, ist in einer so kleinen Werkstatt wie meiner aber kaum wirtschaftlich:

Alle paar Monate mal kommt es vor, dass ich einen oder zwei Strich­filme benötige – also spezielle Doku­menten­filme als Druck- oder Weiter­verarbeitungs­vorlagen, die außer dichtem Schwarz und Trans­parent keine Zwischen­töne enthalten. Das können je nach Prozess Negative sein (um davon ein Buchdruck-Klischee zu belichten) oder Positive, mit denen man ein Siebdruck-Sieb belichtet oder die für eine Radierung aufgerastert werden. Diese Filme (in meinem Fall Wephota FO5) belichte ich je nach Motiv entweder von Planfilm-Negativen oder von Folien aus dem Laser­drucker, in jedem Fall aber müssen sie, um ohne Über­belichtung tiefes Schwarz zu erzielen, mit einem speziellen Hoch­kontrast-Entwickler verarbeitet werden (ich verwende Rollei RHC).

Leider nun reagieren Strich­filme ausge­sprochen empfindlich, wenn der Entwickler zu alt ist: Selbst wenn ich die Entwicklungs­zeit verdopple, muss ich den Film vorher so lange belichten, dass die eigentlich trans­parenten Partien beginnen, Zeichnung zu zeigen, derweil die Tiefen immer noch bloß dunkelgrau bleiben. Und blöderweise ist der Hoch­kontrast-Entwickler auch kein One-Shot für Verdünnungen um 1:100 wie mein Standard-Film­entwickler Rodinal, sondern muss in ca. 1:4 als Arbeits­lösung ange­setzt werden, die dann halt innerhalb tunlichst weniger Tage ausge­nutzt werden sollte. Da geht also ordentlich was weg, zumal der RHC auch kein ganz billiges Vergnügen ist.

Und deshalb würde ich jedem, der nicht mehrere Strichfilm-Vorlagen pro Woche verar­beiten möchte, dringend empfehlen, von der Selbst­verarbeitung Abstand zu nehmen, und sei die Dunkel­kammer noch so gut ausge­stattet. Heute habe ich mal durch­gerechnet, was mich die Sieb­belichtung für mein nächstes T-Shirt-Motiv (siehe unten) gekostet hat, und bin letzt­lich, weil ich aus dem nicht sehr dicht arbei­tenden Laser zuerst ein Positiv drucken musste, das dann doppelt umzu­kopieren war, auf mehr als 10 Euro Material­kosten gekommen. Wenn ich die Vorlage­datei – hier eine Illustrator-Grafik auf Basis einer Fotografie meiner ältesten Kamera, in anderen Fällen könnte es auch eine bereits aufge­rasterte Negativ-Repro sein – direkt an den Belichter meines Vertrauens geschickt hätte, hätte ich zwar ein paar Tage Warte­zeit gehabt, wäre aber kostenmäßig bei der Hälfte rausgekommen.

Und letztlich ist so was ja auch eine Umweltfrage: Wenn ich mehrere Bogen Strichfilm nur für Belichtungs­proben und als Zwischen­negative benötige, ist das vor allem einschließ­lich Chemi­kalien­verbrauch einfach nicht mehr sehr ökologisch. Das ist ja eine Sache, über die ich, obwohl quasi schon immer „herzens-grün“, auch erst neuer­dings nachdenke: Welche Prozesse forciere, welche reduziere ich sinn­voller­weise, um den ökolo­gischen Fuß­abdruck meiner beschei­denen Werkstatt einiger­maßen tole­rierbar zu halten?

Negative digitalisieren

Am liebsten würde ich ja aufs Digitalisieren verzichten und meine Negative ausschließlich mit Dunkel­kammer-Methoden verarbeiten, aber das wäre weder wirt­schaftlich noch vom Zeit­aufwand her vertretbar. Und da mein Scanner, obzwar kaum 20 Jahre alt, seit einigen Monaten zunehmend unzuver­lässig arbeitet (pffft, Elek­tronik …), habe ich in letzter Zeit mein Setup zum Abfoto­grafieren mit der DSLR optimiert: (mehr …)

Love Letters! oder Auch eine Art Multimedia

So?

Oder so?

Das Ausgangs­material ist identisch: Einzel­stücke aus meiner kleinen Sammlung von Holzlettern, auf der Andruck­presse arrangiert. Bevor ich die Form zum Drucken ausge­schlossen habe, hab’ ich sie noch mit der 13×18 auf Strichfilm fotografiert und das dabei entstandene Negativ als direkte Vorlage für die Cyanotypie verwendet. Beim Drucken dann habe ich nicht das Farbwerk der Korrex, sondern Handwalzen verwendet und kreuz&quer eingefärbt.

Und hier noch ein paar Blicke hinter die Kulissen: (mehr …)

Tipp: Alte Kamera-Mattscheibe auffrischen

An der Mattscheibe meiner 1920er Plattenkamera hatte es mich schon länger gestört, dass die Ausschnitt-Markierungen fürs Rollfilm­rückteil sehr fett aufgemalt und zu allem Über­fluss auch noch beschriftet waren. Und mithilfe dieser Anleitung zum Selbst­schleifen einer Mattscheibe war es ein Leichtes, die unerwünschten Spuren zu beseitigen, innerhalb weniger Minuten sah die Scheibe wieder aus wie neu. (Es war nicht meine erste Mattscheibe, für meine Basteleien brauche ich das gelegentlich mal. Sonst wäre es auch unökonomisch gewesen, ein Kilo Silicium­karbid zu kaufen; in kleineren Mengen konnte ich es leider nicht finden.)

Nützliche Flohmarktfunde: der Filmfix

Wer gern über Trödelmärkte stöbert, findet bei den Foto­utensilien hin und wieder kleine Helferlein, deren Sinn sich nicht immer auf Anhieb erschließt, die aber ausgesprochen nützlich sein können. Dazu gehört der Filmherauszieher Hama Filmfix:


Den benutze ich bei jeder Kleinbildfilm-Entwicklung. Denn wenn ich einen Film belichtet habe, spule ich ihn in der Kamera immer vollständig in die Patrone zurück – auf diese Weise ist sichergestellt, dass beim Wechseln keine Ver-Wechslung erfolgt. Allerdings ziehe ich vor der Entwicklung mit dem Filmfix den Filmanfang nochmals aus der Patrone heraus, um die Zunge bei Tageslicht rundschneiden zu können, dann lässt sich der Film im Dunkeln besser in die Tank-Spule einfädeln. (Es ist dennoch sinnvoll, den zugeschnittenen Filmanfang dann wieder in die Patrone einzuziehen und diese im Dunkeln mit dem Dosenöffner zu „knacken“ – denn wenn ich den kompletten Film ein zweites Mal durch die Lichtdichtung der Patrone ziehe, riskiere ich Kratzer auf den Negativen durch etwaigen Staub auf dem Dichtungsfilz.)
Und so benutzt man den Filmfix: (mehr …)

Ausflecken


Im Zuge meiner Vorbereitungen auf die Mainzer Minipressen­messe arbeite ich derzeit auch den einen oder anderen SW-Print aus. Und zum sorgfältigen Vergrößern gehört natürlich auch das Ausflecken der weißen Stellen, die Staub­krümelchen im optischen System hinterlassen haben – ein eher abseitiges Hobby, das ich bereits seit Studenten­tagen pflege. (Damals habe ich im Fotokursus die Spot­retusche auch für ein paar Kommi­litonen übernommen.)

Ausflecken auf konven­tionellem Fotopapier ist ziemlich einfach: Man braucht bloß einen extrem feinen Pinsel (idealerweise Kolinsky-Rotmarderhaar, z.B. in Stärke 00), etwas geeignete Farbe (dazu gleich) sowie buchstäblich Geduld und Spucke. Denn am einfachsten geht die Arbeit tatsächlich, wenn man den Pinsel auf der Zunge anfeuchtet, etwas Farbe aufnimmt und dann am Rand des Abzugs so lange abstreicht, bis der Ton zur Umgebung des Fussels passt, den man wegtupfen möchte. Dann eben einen Punkt setzen, noch einen (nicht strichweise malen!), und wenn es mal zu dunkel ist, dann gleich Pinsel in den Mund, anfeuchten, Farbe wieder wegnehmen.

Für die Farbe gibt es mehrere Möglich­keiten: Ich habe das Retuschieren damals mit Eiweiß­lasurfarbe gelernt, die man per Pipette tröpfchenweise auf z.B. eine Glasplatte gibt, von wo man sie dann mit dem Pinsel aufnimmt. Heute nehme ich trockene Retusche­farbe, „Peerless Dry Spot“, die ist dick auf Pappe aufge­pinselt und nimmt weniger Platz in der ohnehin über­füllten Werkstatt ein als mehrere Glas­fläschchen – denn man braucht mehrere Töne, wenn man unter­schiedliche Papiere verwendet, manche sind wärmer, manche kühler, manche gehen fast ins Sepia.

Dieser Print, den ich im Detailfoto oben ausgefleckt habe, ist z.B. auf papierstarkem Orwo BH1 entstanden, leicht warmtonig – und er war ursprüng­lich nur als Kontakt­kopier­vorlage für ein Cyanotypie-Negativ gedacht. Aber er gefiel mir so gut, dass ich ihn gleich noch einmal abgezogen, dabei etwas penibler abgewedelt / nachbelichtet und nach Fertigstellung dekorativ gerahmt habe.