Rillen und Falzen: quick, not dirty

Wer wie ich nur gelegentlich mal Klappkarten produziert, der braucht keine Rill- und Nutmaschine, die nicht bloß Geld kostet, sondern auch ziemlich viel Platz in der winzigen Werkstatt beansprucht. Und für eine kleine Auflage lohnt es sich auch nicht, aufwendig den Bostontiegel umzurüsten (vor Weihnachten mach’ ich das schon mal …).

Daher ziehe ich bei Bedarf meine Falzrillen mit diesem hübschen Setup:

Auf dem Werkstattwagen (in Wirklichkeit ein hölzerner Servierwagen, dessen Arbeitsplatte ich mit Stahlblech überzogen habe) werden zwei dünne Bleche mit einer millimeterbreiten Fuge fixiert, in geeignetem Abstand dahinter platziere ich mit Hilfe zweier Setzmagnete einen Winkelanschlag.


Dann muss ich nur noch eine Karte (hier ausnahmsweise eine digital gedruckte) auflegen und mit dem Falzbein einmal mit viel Druck der Rille folgen.


Das Rillen selbst dauert ein paar Sekunden länger je Karte als mit schwerem Spezialgerät, aber der Aufbau ist schnell eingerichtet und ebenso flott wieder weggeräumt. Und ein 300g-Karton falzt sich mit dieser Vorarbeit erheblich sauberer als frei Hand.

Platznot macht auch erfinderisch

Dank der Umstellung von Öl- auf Gasheizung sind in unserem Keller in diesem Herbst zehn Quadratmeter frei geworden, in die nach einigen Renovierungsmaßnahmen gerade meine Handpressendruckerei umzieht. Nun sind zehn Quadratmeter besser als nichts, aber wenn man eine Setzgasse, einen Planschneider und zwei Pressen abzustellen hat, ist es auch nicht üppig viel.

Einen Hordentrockner beispielsweise, so gern ich einen hätte, würde ich momentan definitiv nicht unterbringen. Aber weil die frisch gedruckte Auflage ja irgendwo trocknen muss, habe ich in einer dankenswerterweise vorhandenen Wandnische kurzerhand was gebaut:

Das Rohmaterial kommt aus dem Baumarkt und hat nur einen Bruchteil selbst eines gebrauchten Hordentrockners gekostet:

Die Auszüge sind dünne (gleich im Laden auf Maß gesägte) Spanplatten, sie laufen auf Systemregal-Wandschienen, die wiederum auf an die Wand gedübelten OSB-Platten festgeschraubt sind. Bei der ersten Produktion, die dort unten lief, hat diese Konstruktion ihren Zweck prima erfüllt; sollte ich irgendwann das Gefühl haben, dass bessere Belüftung Not tut, dann rücke ich den Auszügen noch mit dem Topflochbohrer auf den Leib.

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Eher in die Kategorie IKEA-Hack fällt mein Trockengitter über der Heizung (für Sachen, die schnell trocknen sollen, ohne direkt auf dem Heizkörper zu liegen):

Das benötigt außer dem Rost nur zwei Bohrhaken und ein passend abgelängtes Stück Schnur. Und wenn es nicht benutzt wird, klappt man es flach an die Wand weg:

Farbkleckserei

Einerseits ist man als Drucker ja ständig mit dem einen oder anderen Finger im Farbtopf,

andererseits sollte man spätestens beim Auflagendruck drauf achten, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Und weil ich nicht ständig aus der Garage zum Badezimmer rennen mag, steht in der Werkstatt seit kurzem ein Eimer mit Handreinigungstüchern aus dem Werkzeugladen.

Das ist zwar kein ganz billiges Vergnügen, aber wenn man so ein Tuch nach Gebrauch in ein Schraubdeckelgefäß packt,

kann man es durchaus auch am nächsten und übernächsten Tag noch mal benutzen; und dann ist es gut investiertes Geld.
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Eine Erkenntnis übrigens aus der Erstellung der oben gezeigten Farbmustertafel: HKS-Farbe ist nicht gleich HKS-Farbe, ein und dieselbe Nummer entspricht je nach Hersteller sehr unterschiedlichen Farbtönen.