Dunkelkammertuning (2)

Fast schon bedaure ich es, dass es mir genauso viel Spaß macht, an Geräten herum­zu­basteln und Werkzeuge zu opti­mieren, wie mit diesen Werk­zeugen letzt­lich zu arbeiten … Die knappe Freizeit auch noch auf verschie­dene Hobbys aufzu­teilen ist manchmal eine Qual. Dafür hat sich im Foto­labor jetzt wieder ein bisschen was an den Arbeits­bedingungen verbessert:

Ich war nämlich nicht recht glück­lich damit, das 150er Repro-Objektiv fest in den Großformat-Vergrößerer einge­baut zu haben: Schließ­lich ist das auch sehr nützlich als leichtes Weit­winkel für die Holz­kamera. Deshalb habe ich jetzt doch noch mal gefrickelt, um das originale 210er Schneider-Componon so einzu­bauen, dass es scharf auf die Grund­platte projizieren kann.

Wie sich heraus­stellte, musste ich den Auszug um ca. 4 Zenti­meter vergrößern, um das Objektiv bei den unter­schied­lichsten Höhen­einstellungen der Säule verwenden zu können. Das habe ich an zwei Stellen realisiert:

Zum einen sitzt nun noch ein Hartgummi­ring geeig­neten Durch­messers zwischen Objektiv und Tubus,

und zum anderen habe ich mir den Umstand zunutze gemacht, dass bei den Omega-Vergrö­ßerern der Leuchten­kopf nebst Negativ­bühne nur lose und drehbar auf dem Korpus aufliegt: Hier habe ich kurzerhand mit Aluminium-Klischee­trägern aus dem Setzregal aufgebockt. (Die ich sicher­heits­halber mit Montage­kleber fixiert habe.)

In diesem Setup ergeben sich Abbildungs­maßstäbe von knapp über 1:1 bis ca. 2,5:1, d.h. ein 9×12-Negativ erreicht ca. DIN A4, ein 13x18er etwa A3. Das ist ungefähr vergleichbar mit der vorherigen Konstruktion, außer dass ich mich jetzt tiefer zur Grundplatte bücken muss; dafür lässt ein 5,6/210 sich besser feinfokussieren als ein 9,0/150. Jedenfalls genügt mir der Arbeitsbereich – für größere Papier­formate als 30×40 wäre es in meiner Dunkel­kammer sowieso zu eng. Und mit dem nied­lichen 150er kann ich jetzt endlich wieder foto­grafieren …

Verheißungs­volles Fotodruck­verfahren

Ich komme der Sache näher …

Die wesent­liche Änderung gegen­über dem vorigen Mal ist, dass hier die Träger­platte keine vorkonfektio­nierte Nyloprint- bzw. Flexo­platte ist, sondern eine nackiche Polystyrol-Bastelplatte, auf die ich recht­zeitig vor der Belichtung eine UV-empfind­liche Folie laminiert habe. Diese wird nach dem Aufbe­lichten des geras­terten Positivs in Natron­lauge „entwickelt“, mit Essig fixiert und unter erneuter UV-Einstrah­lung gehärtet. Die später druckenden Bereiche sind anschließend vertieft in die Folien­ober­fläche der Platte einge­arbeitet. Ganz ähnlich wie bei einer klassisch geätzten Kupfer- oder Zink-Tiefdruck­platte also, nur ohne die scharfe Säure – weshalb man dieses Verfahren im englischen Sprach­raum als Non-Toxic Intaglio Print­making kennt.

Auf Deutsch lässt sich auch was darüber finden, vor allem auf der sehens­werten Website von Martin Sander. Dem dort unter Technik beschrie­benen Procedere ungefähr folgend, ist das oben gezeigte Bild also meine erste „ungiftige Foto­radierung“ in diesem Sinne. Nur das Positiv habe ich natür­lich nicht mit dem Tinten­strahler gemacht (so was habe ich gar nicht*), sondern konven­tionell in der Dunkel­kammer: Das 9×12-Negativ habe ich auf einen A4-Bogen Strich­film vergrößert und dabei im Kontakt ein 133er Raster mitbelichtet. Meine Version des Prozesses ist also bis zum End­ergebnis 100% analog.

Die Mehr­farbigkeit erzeuge ich in diesem Fall beim Färben der Druck­form, es ist also nur ein Durch­gang durch die Presse nötig. Auf diese Weise entstehen zwangs­läufig Unikate: Von bisher acht Drucken von dieser Platte sehen keine zwei auch nur ähnlich aus.

* wozu auch – lohnt sich einfach nicht, wenn man ihn nicht permanent in Betrieb hat. Für gelegent­lichen Bedarf ist man besser dran, die Drucke bei einem neuzeit­lichen Fotolabor in Auftrag zu geben.

Dunkelkammer­tuning (1)

Der kleinere meiner beiden alten Schwarzweiß-Vergrößerer ist fürs 6×6-Format ausgelegt und hat in Sachen Negativ­­halterungen ein paar Nach­teile: Eine Bühne für 6×6-Vorlagen war gar nicht dabei (die habe ich bisher mit Pappe impro­visiert), und der Träger für Klein­bild­negative

hat wie die meisten seiner Art­­genossen* nur einen Ausschnitt von 23×35 mm, man kann das Negativ also nicht einschließ­­lich seines Randes vergrößern.

Das war ein Fall für die Metall­­verarbeiter meines Vertrauens:

Dort habe ich zwei Stahl­­bleche mit entspre­­chenden Aus­schnitten fertigen lassen, einmal für Kleinbild (innen 26×38 mm) und einmal – ohne vorher zu wissen, welchen Kreis der Vergrö­ßerer effektiv aus­leuchtet – für 6×7, also innen 58×74 mm (beide hinten im Bild):

Gewonnen: Kleinbild funk­tio­niert erwartungs­­gemäß super – vor allem, wenn man sauberer zentriert als hier im Test –,

und ein 6×7-Negativ wird in der Projek­tion nur an den aller­­äußersten Ecken „angenagt“,

es ist also zumindest so vergrö­ßerbar wie mit einer konven­­tionellen Negativ­­bühne (und 6×6 wird perfekt einschließ­­lich Rand nutzbar sein).

* eine Ausnahme stellen die Leica-Vergrö­ßerer dar, aber die findet man normaler­­weise nicht für 30 Euro inklu­sive Objektiv …

Fortschritte beim Fotodruck

Im Prinzip ist es also mit meinen Bord­mitteln möglich, eine Radierung nach einer aufge­rasterten Foto­vorlage anzu­fertigen:

Dies ist mein aller­erster leidlich erfolg­reicher Versuch, ich habe dabei (weil ich so aufge­regt war, als ich merkte, so könnte es klappen) die einzelnen Arbeits­schritte nicht foto­grafisch doku­mentiert; das kommt dann nächstes Mal. Hier zumindest eine unge­fähre Beschrei­bung des Ablaufs:
Ausgangs­punkt ist ein 9×12-Motiv, das ich in meiner Werk­statt auf 100-ASA-SW-Film aufge­nommen habe und das nach normaler Verar­beitung etwa so aussieht:


Das Negativ habe ich zusammen mit einem Raster­film (133er) im Kontakt auf ein gleich großes Blatt Strich­film kopiert und diesen in Hoch­kontrast-Chemie entwickelt.
Das resul­tierende aufge­rasterte Positiv habe ich unter UV-Licht auf ein Stück Photo-Polymer (vulgo Nyloprint) belichtet und diese Platte nur sehr kurz ausge­waschen. (Die dunkelsten Passagen des Motivs sind trotzdem komplett wegge­waschen und konnten deshalb im Tiefdruck keine Farbe mehr über­tragen. Das sieht man überall da, wo dunkle Partien plötz­lich ins Weiß brechen.)
Und nach dem Aushärten des Polymers habe ich es behan­delt wie eine konventio­nelle Tiefdruck­platte – also Farbe einreiben, Ober­fläche blank wischen und dann per Radier­presse auf gefeuch­tetes Bütten­papier übertragen. Resultat siehe oben.

Wie so oft hier: Verbesserungs­potenzial ist im Übermaß vorhanden. Aber die Technik funktio­niert grund­sätzlich, und ich habe zumin­dest eine Idee, an welchen Stell­schrauben ich nach­regeln muss, um die Sache zu opti­mieren.

DIY-Verdrehsicherung fürs Fotostativ

Wer gelegentlich auf dem Stativ befestigtes schweres Fotogerät durch die Gegend zu tragen hat, kennt das Problem: Die Verbindung zwischen Kamera und Stativkopf bzw. Schnellwechselplatte besteht nur aus einer einzigen Schraube (1/4 oder 3/8 Zoll), und wenn man sich das Ensemble rasch über die Schulter schwingt, ist die Ausrüstung hinterher völlig verdreht und lose geruckelt.

Dafür gibt es durchaus findige Lösungsansätze; aber die kommen meist als Maßanfertigungen aus US-Garagenfirmen, sind aberwitzig teuer und üblicherweise nur mit ebensolchen Stativköpfen kompatibel. Wenn man stattdessen ein beliebiges Schnellwechselsystem hat, das Platz für mehr als eine Schraube zur Stativschelle der Kamera oder des Objektivs hin bietet, kann man stattdessen mit sehr überschaubarem Aufwand selbst was basteln.

(Obligatorischer Hinweis an dieser Stelle: Die folgende Prozedur ist nicht geeignet, den Wiederverkaufswert der Kameraausrüstung bei Sammlern zu steigern.)

Benötigt wird ein Gewindeschneider nebst passendem Kernlochbohrer – ich verwende M4 und 3,3mm. Damit schneide ich in geeignetem Abstand neben dem Original-Stativgewinde ein weiteres Gewinde ins Metall und fixiere entsprechend mit einer M4-Schraube.

Das bewährt sich bei mir prima z.B. an der Stativschelle eines langen Teleobjektivs oder dem Bankhalter der Fachkamera. (Mein aktuell bevorzugter Typus, die Holzkamera, erlaubt es demgegenüber, die Wechselplatte direkt doppelt anzuschrauben.) Natürlich dürfte so ein Gewinde nicht so entspannt auf ständiges Rein- und Rausschrauben reagieren wie ein originales, aber dafür hat man ja die vergleichsweise preisgünstigen Wechselplatten – damit die dauerhaft montiert bleiben können …

Neues Licht für den neuen Alten

Schneller als geplant – dank kompetenter Unter­stützung (herzlichen Dank, M.!) – hat der 13×18-Vergrößerer eine neue Licht­anlage bekommen. Und zwar haben wir ausgehend von einigen Anlei­tungen, die man für solche Basteleien im Internet findet, beschlossen, dass wir zur Vermeidung von Hotspots lieber mehr schwächere Licht­quellen auf engerem Raum verbauen.

Deshalb haben wir keine einzelnen LEDs verlötet, sondern Flexlights – in vorge­gebenen Abständen kürzbare selbst­klebende LED-Lichtbänder:

Dies sind 10 Abschnitte à 15cm, die wir auf eine dünne Stahl­platte aufgeklebt haben. Die wiederum wurde auf die Original-Platte geschraubt, die ursprünglich die Kaltlicht­röhren nebst zugehöriger Elektronik getragen hatte. Der Starter für die Flexlights, hier nicht im Bild, passt bequem auf die andere Seite der Platte und das Ganze dann perfekt ins Gehäuse.
Durch die Löcher, in denen früher die vier Röhren-Starter gesessen hatten, bekommt das Ensemble reichlich Luft, aber weil sich das Licht jetzt auch über den normalen Duka-Timer schalten lässt, wird es ohnehin nicht allzu heiß da drin. Dabei ist die Hellig­keit sehr viel besser als früher, wodurch vor allem das Fokussieren deutlich angenehmer wird.
Die neulich ebenfalls vorge­stellten Glas­scheiben-Negativhalter bewähren sich übrigens auch – ich kann jetzt alle Filmformate bis 13×18 mit Original-Rand abziehen:

2x dasselbe (9×12-)Negativ, oben für Gradation 0 gefiltert, unten für 4, jeweils auf Adox MCP 312. Zumindest erkennt man einen Unterschied, wenn er für meinen Geschmack auch größer sein könnte. Die 6500K-LEDs sind also offensichtlich nicht ganz verkehrt, haben aber vermutlich nicht die optimale Farbtemperatur …

Ein alter Neuer im Fotolabor

Zum Jahresbeginn hat in meiner kleinen Werkstatt ein neuer Mitarbeiter angeheuert:


Und zwar ist es der Kollege links im Bild, neben dem sich der bis dahin ziemlich stolze 6×6-Vergrößerer plötzlich etwas mickrig vorkommt*. Der US-Amerikaner des Baujahrs 1948 kann nämlich unter seinem massigen Kopf mit den vier Kaltlichtleuchten

sogar 13×18-Negative aufnehmen.

Dafür benötigt man allerdings Negativhalter, die in meinem Päckchen nicht enthalten waren. Deshalb habe ich mit 18×24-Klarglasscheiben welche improvisiert:

Eine Glasscheibe drunter ist zwar nicht das Gelbe vom Ei, was Staub und Schärfe angeht, aber bevor ich jetzt noch anfange, in die Metallverarbeitung einzusteigen, will ich lieber möglichst bald mit dem Vergrößern anfangen.

A propos Schärfe: Was man bei einem fast 70 Jahre alten Gerät nicht erwartet – es hat Autofokus. Keinen Phasendetektor, überhaupt nichts Elektrisches, sondern der Balgen für die Fokussierung ist über eine Steuerkurve und eine kleine Schnecke

an die Höhenverstellung auf der Säule gekoppelt; ein extrem raffiniertes Prinzip.
Dadurch ergibt sich allerdings zwangsläufig, dass man beim Einsatz unterschiedlicher Vergrößerungsobjektive jeweils für die Brennweite normierte Tuben (und angepasste Steuerkurven) benötigt:


Bei meinem Gerät lag ein ziemlich großes, schweres 210er Objektiv dabei, für das der einzige mitgelieferte Tubus leider etwas zu kurz ist. Statt nun wacklig nach außen anzubauen, habe ich mich dazu entschlossen, im Innern des Tubus einen Anschluss für ein weniger lichtstarkes, aber schön kleines 150er zu montieren – das sich in einem gut sortierten Fotografenhaushalt natürlich jederzeit findet 😉


In dieser Kombination lässt sich das Negativ zwar auch nicht scharf auf die Grundplatte projizieren, aber nun lässt sich das Problem dadurch lösen, dass ich den Vergrößerungsrahmen um 20 Zentimeter aufbocke. (Der „Autofokus“ funktioniert natürlich auch nicht mehr, weil es die falsche Steuerkurve ist, ich muss also beim Verändern des Abbildungsmaßstabs von Hand nachfokussieren.) Aber weil ich den Vergrößerer mit seiner 1-Meter-30-Säule sehr tief aufstellen musste, wird durchs Aufbocken auch meine Arbeitshaltung wieder rückenfreundlicher – insgesamt ist es also durch meine improvisierten Umbauten eher besser geworden 🙂

Fortsetzung folgt, sobald erste Vergrößerungen vorzeigbar sind …

*der „Kleine“ muss sich aber keine Sorgen machen – er wird weiterhin genug zu tun bekommen

Lob des Ungefähren

Es ist schon faszinierend, welche Auswahl an Foto­chemi­kalien es immer noch gibt. Zwar sind einige der Klassiker aus dem späten 20. Jahrhundert aus den (Onlineshop-)Regalen verschwunden, aber viele sind immer noch zu bekommen, und manchmal kommen sogar neue Präparate auf den Markt.

Man hat also nach wie vor die Möglich­keit, mit geeigneten Film­entwicklern und angepassten Prozessen die Kontraste zu steigern oder abzu­schwächen, besonders fein­körnig oder maximal empfindlichkeits­ausnutzend zu arbeiten und dies und jenes mehr. Blöd dabei ist nur, dass man dann womöglich ein halbes Dutzend ange­brochene Flaschen im Labor stehen hat, und wenn man nicht häufig und mit hohem Durchsatz entwickelt, wird die oft teure Chemie unbrauchbar, bevor man ihre Kapa­zität ausnutzen konnte.

Weshalb ich mich inzwischen auf einen Basis-Prozess „einge­schossen“ habe, den ich nach Bedarf modi­fiziere und der so gutmütig ist, dass er mit den meisten meiner üblichen Filme funktio­niert – von den niedrigsten bis zu den höchsten Empfind­lich­keiten. Und zwar verwende ich den klassischen Einmal-Entwickler Rodinal (vormals Agfa, heute in derselben Rezeptur als R09 oder Adonal zu finden) in starker Verdünnung bei langen Entwicklungs­zeiten und kaum Bewegung.

Für die meisten Zwecke setze ich den Rodinal in 1:100 an, also 5ml auf einen halben Liter Wasser. Nachdem ich die Dose ca. eine Minute lang gleichmäßig gekippt habe, lasse ich sie stehen und kippe nur noch einmal alle 15 bis 20 Minuten (sog. Semi-Stand­entwicklung). Je nach Film beläuft sich die Entwicklungs­zeit dann auf eine bis zwei Stunden (Faustregel: höhere Empfind­lichkeit braucht mehr Zeit). Auf diese Weise lässt sich ein APX 100 genauso verar­beiten wie ein Delta 3200 und (fast) alles dazwischen; vor allem meine aktuellen Standard­filme Fomapan 100 und 200 werden auf diese Weise recht ordent­lich.

Mit dieser Methode bekomme ich vermutlich weder die schärfest­möglichen noch die tonwert­reichsten Negative unter der Sonne, aber ich habe nur eine Sorte Entwickler* offen, der sich zudem in seiner konzen­trierten Form besonders lange hält: Auch wenn er von frischem Rosa längst ins dunkle Braun gekippt ist, arbeitet er noch einwand­frei.

Der für mich größte Vorteil liegt aber darin, dass ich nicht auf die Stopp­uhr achten muss, sondern mehr nach Bauch­gefühl entwickeln kann: Über die Gesamt­zeit des Prozesses wirkt sich eine Minute plus/minus weniger stark aufs Ergebnis aus als zehn Sekunden bei der klassisch-kurzen Kipp­entwicklung. Dadurch kann ich mich auch zwischen­durch gedank­lich mit anderen Dingen beschäf­tigen, was mir oft gelegen kommt. Oder wenn ich weiß, dieser Film ist einen Tick knapper belichtet, dann muss ich nicht neun-zehn-zählen, sondern dann wird die Entwick­lungs­zeit um eine Runde Darts verlän­gert …

Mag sein, dass ich auf diese Weise nie zu wirklich reprodu­zierbaren Ergeb­nissen oder opti­malen Maximal­dichten komme, aber das finde ich für meine Zwecke nicht tragisch. Schließ­lich sind schon genug Variable im Spiel – ange­fangen damit, dass all meine histo­rischen Kameras mit Sicher­heit nicht mehr die gleich­mäßigsten Verschluss­zeiten haben. Entschei­dend ist für mich, dass vergrößerungs­fähige Negative heraus­kommen – und dass ich Spaß bei der Sache habe 🙂

*plus den Hochkontrast-Entwickler für Strich­filme, aber das ist eine andere Bau­stelle

Versuch, Irrtum, nächster Versuch …

… oder Die Sache mit den Eisen-Prozessen

Außer der hier schon mehrfach erwähnten Cyanotypie

gibt es noch andere fotografische Verfahren, die auf Eisen­verbindungen als licht­empfindliche Komponente aufbauen. Auf dem, soweit ich es überblicke, nächst­höheren Komplexitäts­level könnte man sich etwa mit dem Pelletschen Gummi-Eisendruck beschäftigen. Der ist unter anderem relativ detailliert erläutert in Josef Maria Eders Ausführ­lichem Handbuch der Photographie von 1891, das man dankens­werter­weise komplett online bei der Hamburger StaBi einsehen kann (ebendort Vierundzwanzigstes Capitel).

Solchermaßen gerüstet und mit allen erforderlichen Chemikalien ausge­stattet, habe ich mich neulich mal an die Arbeit gemacht.

Mit dem Ergebnis, dass man zwar was sieht, aber so richtig über­zeugend ist das bisher nicht. Es fängt schon damit an, dass man vermutlich vor 125 Jahren das Gummi arabicum noch nicht flüssig in 1:1-Verdünnung gekauft hat; jedenfalls ist es mir trotz entsprechender Umrechnung der Verhältnisse nicht gelungen, eine Arbeits­lösung zu mischen, die nach ein paar Stunden buttrige Konsistenz annahm – meine war auch am nächsten Tag noch flüssig. (Was immerhin das Auftragen erleich­terte.)

Als schwierig erwies es sich auch, die Salzsäure (zum Fixieren) adäquat zu dosieren. Meine Mischung war von Anfang an dünner als das angegebene 1:10-Verhältnis, und ich habe immer noch weiter verdünnt – trotzdem kippten die blassen entwickelten Abzüge sofort beim Kontakt mit der Säure in tiefstes Dunkelblau. Leider hielten sie das nicht lange durch, sondern die meisten bleichten relativ schnell wieder aus.

Am merkwürdigsten allerdings fand ich, dass das Pellet-Verfahren eigentlich ein Positiv­prozess sein soll (bei Verwendung des gelben Blutlaugen­salzes als Entwickler), bei mir allerdings als lupenreiner Negativ­prozess arbeitete. Nur wenn ich Negativ und Papier eine Weile länger als üblich (ca. 25 statt 10 Minuten) auf dem Gesichtsbräuner liegen ließ, kippten die dunkelsten Partien wieder um – was ich unter den gegebenen Umständen aber eher für einen Pseudo­solarisations­effekt halte …

Egal, Spaß macht die Sache, und vielleicht bekomme ich auf Basis dieser Rezeptur mit ein bisschen Experi­mentieren auch noch ansehn­lichere Ergebnisse hin.

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Ebenfalls noch nicht von Erfolg gekrönt sind meine bisherigen Versuche mit der Tiefdruckerei. Dort ging es damit los, dass der Fotolack, wenn ich die Zinkplatte gründlich poliert hatte, nicht mehr richtig haften wollte; auch das Aufrastern gelang nicht mit zufrieden stellendem Ergebnis, und zwar unabhängig davon, ob ich einen feinen 120er Rasterfilm oder eine selbst gemachte Struktur der Klötzchen­grafik-Sorte aufbelichtet habe.

Aber gut, auch dort bleibe ich dran, dauert halt alles ein bisschen länger als erwartet. Umso bewunderns­werter aus heutiger Sicht, welche Engels­geduld die Pioniere der Foto­geschichte aufbringen mussten – die konnten nicht mal eben Sachen im Internet nachschlagen oder Chemikalien ebendort nachbestellen 🙂

Experimente zum Fotodruck


Ginge es in der Fotografie nur um technische Qualität bei Schärfe und Tonwert­wiedergabe, dann wäre die Sache klar: Man fotografierte digital und gäbe die Bilder über einen hochwertigen Tintenstrahl­drucker aus. Nun ist es zwar auch denkbar, die dabei mögliche Perfektion auch mit analogen Reproduktions­verfahren anzustreben – einige Kollegen machen da wirklich erstaunliche Dinge. Meine eigene Heran­gehensweise beim Drucken von Fotos ist derzeit eine andere:

Für die Abbildung oben habe ich ein 9×12-Schwarzweiß­negativ drei Mal mit unter­schiedlichen Belichtungen auf Strichfilm umkontaktet und von diesen harten Positiven wiederum Kontakt­kopien gemacht. Damit hatte ich drei Negative in Strich­umsetzung – entsprechend ungefähr dem, was passiert, wenn man in der Bildbearbeitung in Schwarz und Weiß trennt und dabei jeweils den Schwellwert­regler verstellt.

Von diesen Negativen habe ich Klischees gemacht, so dass ich letztlich drei Druckformen hatte, die ich dann (nicht sonderlich passgenau) dreifarbig, wie einen Holzschnitt in verlorener Form, übereinander gedruckt habe.

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Insgesamt eine interessante Sache, aber wenn man schon einen halben Zentner sperrige Foto­ausrüstung durch die Landschaft schleppt, möchte man nicht immer nur Volltöne drucken. Im Buchdruck hätte man natürlich die Möglichkeit, ein Raster mit zu repro­duzieren (das Stichwort hier ist Autotypie), aber bei extrem feinen Auflösungen komme ich mit meinem manuellen Auswaschen der Klischees schnell an die Grenzen des Handhab­baren.

An dieser Stelle kommt naturgemäß der Tiefdruck ins Spiel mit seinen Optionen, ein Quasi-Raster über die Aquatinta-Technik und Tonwert­unterschiede durch abgestufte Ätzzeiten zu realisieren. Das Einzige, was dagegen spricht, in nächster Zeit auch mal damit zu experi­mentieren, ist der Umstand, dass ich keine Tiefdruck­presse besitze. Aber improvisations­freudige Leute finden für solche Probleme im Internet schnell eine Lösung; und wie erste Tests mit einer raschen Kaltnadel­radierung zeigen, ist die Pastamaschine für diesen Zweck durchaus brauchbar.

Für Großformate ist das zwar nüscht, aber zumindest eine 6×9-Vorlage sollte mit reichlich Weißraum durchpassen. Zudem sind hier natürlich wieder andere Techniken gefragt, mittels derer das fotografische Bild auf die Druckplatte gelangt … zu diesem Themenkomplex wird in nächster Zeit voraussichtlich einiges zu berichten sein. Der Winter wird jedenfalls nicht langweilig!