Im Prinzip ist es also mit meinen Bordmitteln möglich, eine Radierung nach einer aufgerasterten Fotovorlage anzufertigen:
Dies ist mein allererster leidlich erfolgreicher Versuch, ich habe dabei (weil ich so aufgeregt war, als ich merkte, so könnte es klappen) die einzelnen Arbeitsschritte nicht fotografisch dokumentiert; das kommt dann nächstes Mal. Hier zumindest eine ungefähre Beschreibung des Ablaufs:
Ausgangspunkt ist ein 9×12-Motiv, das ich in meiner Werkstatt auf 100-ASA-SW-Film aufgenommen habe und das nach normaler Verarbeitung etwa so aussieht:
Das Negativ habe ich zusammen mit einem Rasterfilm (133er) im Kontakt auf ein gleich großes Blatt Strichfilm kopiert und diesen in Hochkontrast-Chemie entwickelt.
Das resultierende aufgerasterte Positiv habe ich unter UV-Licht auf ein Stück Photo-Polymer (vulgo Nyloprint) belichtet und diese Platte nur sehr kurz ausgewaschen. (Die dunkelsten Passagen des Motivs sind trotzdem komplett weggewaschen und konnten deshalb im Tiefdruck keine Farbe mehr übertragen. Das sieht man überall da, wo dunkle Partien plötzlich ins Weiß brechen.)
Und nach dem Aushärten des Polymers habe ich es behandelt wie eine konventionelle Tiefdruckplatte – also Farbe einreiben, Oberfläche blank wischen und dann per Radierpresse auf gefeuchtetes Büttenpapier übertragen. Resultat siehe oben.
Wie so oft hier: Verbesserungspotenzial ist im Übermaß vorhanden. Aber die Technik funktioniert grundsätzlich, und ich habe zumindest eine Idee, an welchen Stellschrauben ich nachregeln muss, um die Sache zu optimieren.
was du alles so machst 😉 – verrückt das!
Abgedreht und Cool! Großer Respekt.
Ja, es ist wohl schon ein bisschen irrinnig, so einen Aufwand zu treiben. Aber es macht auch mächtig viel Spaß … Leider stellt sich mein Ansatz, die Photopolymerplatte als Druckform zu benutzen, gerade als Sackgasse heraus.
Das machen zwar eine Menge Leute (Suchmaschinen-Stichwort non-toxic intaglio printing), aber man scheint dafür extrem flache Vorlagen zu brauchen, die bekomme ich auf dem Dunkelkammer-Weg nicht hin. (Meist wird empfohlen, die Film-Vorlage mit dem Tintenstrahler zu machen, und das lehne ich ja aus ideologischen Gründen ab …)
Jedenfalls wäre der nächste Ansatz, stattdessen auf Zinkplatte zu belichten und diese in mehreren Stufen zu ätzen. So viel zu tun, so wenig Zeit …
(einen langen Labortag später)
Da ich ja auch meinen Kindern beigebracht habe, dass es nicht „ich kann das nicht“ heißt, sondern „ich kann das noch nicht“, habe ich mich mit der Nyloprint-Sackgasse noch nicht abgefunden. Und es gibt tatsächlich einen Weg, wie ich auch bei kontrastreichen Vorlagen die wegbrechenden Tiefen unter Kontrolle bekomme: indem ich die Platte unter Vakuum mit einem Raster vorbelichte. Das ist jetzt allerdings kein sehr originelles Prinzip, das kannte man schon im 17. Jahrhundert – als Aquatinta …