Anlege­beratung


Dies ist Adele, eine der jüngeren Mitarbeiterinnen in meiner Druckerei. Adele heißt mit vollständigem Namen Adana Eight-Five; sie wirkt neben einem historischen Bostontiegel von gern mal dem zehnfachen Gewicht (und erst recht neben Johanna) extrem filigran, fast wie ein Spielzeug, aber man kann durchaus ernsthaft mit ihr arbeiten und ist bei Bedarf sehr mobil dabei – dazu habe ich schon ein paar Ideen, aber das wird zu gegebener Zeit vertieft …

Nicht so schön ist der Umstand, dass es bei der Adana ein ziemliches Gefrickel ist, die untere Papieranlage waagerecht auszurichten. Deshalb bin ich nach den ersten Probedrucken selbst kreativ geworden und habe eine Skala mit 2-mm-Abstufung entworfen, auf Transparentfolie gedruckt (ausnahmsweise mit dem Laser statt mit der Handpresse) und hinter den Aufzug geklebt.

Und weil die Adana 8×5 ein ziemlich verbreitetes Gerät ist, stelle ich die Vorlage hier als Download zur Verfügung. Profitipp: Gespiegelt ausdrucken und mit der Schichtseite nach unten aufkleben. Verschleißt dann nicht so schnell!

Farbkleckserei

Einerseits ist man als Drucker ja ständig mit dem einen oder anderen Finger im Farbtopf,

andererseits sollte man spätestens beim Auflagendruck drauf achten, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Und weil ich nicht ständig aus der Garage zum Badezimmer rennen mag, steht in der Werkstatt seit kurzem ein Eimer mit Handreinigungstüchern aus dem Werkzeugladen.

Das ist zwar kein ganz billiges Vergnügen, aber wenn man so ein Tuch nach Gebrauch in ein Schraubdeckelgefäß packt,

kann man es durchaus auch am nächsten und übernächsten Tag noch mal benutzen; und dann ist es gut investiertes Geld.
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Eine Erkenntnis übrigens aus der Erstellung der oben gezeigten Farbmustertafel: HKS-Farbe ist nicht gleich HKS-Farbe, ein und dieselbe Nummer entspricht je nach Hersteller sehr unterschiedlichen Farbtönen.

Learning By Failure

Stimmt einerseits: Nur durch Fehler wird man klug. Andererseits ist es wirklich ein relativ bescheuerter Fehler, wenn man in einem Vier-Buchstaben-Wort noch einen Zeichendreher unterbringt:


Noch ärgerlicher, weil aufwendiger zu korrigieren, war es allerdings, als ich es neulich erst nach der zweiten Zeile merkte, dass ich ganz in Gedanken sknil hcan sthcer nov gesetzt hatte (leider oder zum Glück nicht im Bild dokumentiert).

Einen sehr klassischen Lapsus habe ich mir heute geleistet, als ich für einen Zweifarbdruck den Durchschuss für den zweiten Block nachmessen wollte, tatsächlich aber den Grundlinien-Abstand ausgemessen habe. Eigentlich sollte dies hier nämlich

nur noch der Korrekturabzug für die Bestimmung des horizontalen Standes des zweiten, kleineren Textes sein, aber da waren dann nochmals je 28p Abstand rauszunehmen … Der gute Mr. Beckett hatte da wohl recht – try again, fail again, fail better. Trifft auch und vor allem auf Leute zu, die diesen Spruch dekorativ setzen wollen 🙂

Das Ergebnis ist aber letztlich ganz schön geworden. Find ich:

Bücher machen.

Die Idee, Bücher zu machen, habe ich schon lange: zehn Jahre, eher mehr. Natürlich habe ich in dieser Zeit auch schon Bücher gestaltet – für mich selbst, später auch für Kunden –, aber produziert habe ich nicht selbst, sondern das blieb stets Print-on-Demand-Dienstleistern überlassen. Blurb, Epubli, Frick, BoD, Saal – ausprobiert habe ich viele und vieles, und allmählich habe ich zumindest eine Ahnung davon, zu wem ich jeweils gehen muss, um abhängig von Qualitätsanspruch und Budget ein bestimmtes Resultat zu erzielen.

Aber in den Grenzbereichen ist die Erkenntnis immer dieselbe: Wenn ich keine Kompromisse eingehen möchte – wenn alles genau so aussehen soll, wie ich es mir vorstelle –, dann muss ich meine Bücher selbst machen.

Das war jahrelang außer Reichweite, aber mit der Entscheidung für die berufliche Selbstständigkeit haben sich ein paar Rahmenbedingungen geändert und Prioritäten verschoben. In einem Ein-Mann-Unternehmen ist es anders als in einem Großverlag nämlich unabdingbar, dass sich alle Mitarbeiter möglichst umfassend mit der Herstellungskette des eigenen Produkts auskennen 🙂 Dazu gehört in meinem Fall das Wissen um alle für mich relevanten Druck- und Verarbeitungstechniken; und indem ich mir dieses Wissen Schritt für Schritt aneigne, eröffnen sich immer mehr Perspektiven, neue Ideen und auch die Möglichkeiten, sie zu realisieren.

Worauf das Ganze letztlich hinauslaufen wird, ist dabei noch unklar. Wenig deutet darauf hin, dass handwerkliche Buchproduktion eine lukrative Geschäftsidee sein könnte; zunächst einmal geht es mir nur darum, mein allzu digitallastiges Portfolio in eine sympathischere Richtung zu erweitern. Alles Weitere ergibt sich …