Besser als ein Objektiv-Adapter

Wenn sehr kleine Objekte zu fotografieren sind, verwende ich dazu gern ein Vergrößerungs­objektiv am Balgen­gerät. Nun hat mein Balgen einen Nikon-Anschluss, während Dunkelkammer-Optiken traditionell ein M39-Gewinde haben. Das könnte man zwar mit einem Adapter über­brücken, aber es geht noch besser:

Und zwar mit Fotoknete, die schon seit Jahren zu meinen wichtigsten Foto­utensilien gehört. Was daran besser ist als an einem Adapter? Ganz einfach – man ist nicht drauf fest­gelegt, das Objektiv exakt parallel zur optischen Achse zu montieren, sondern kann es ein paar Grad ver­schwenken (so genannter Tilt):

Damit lässt sich die Lage der Schärfe­ebene hervor­ragend so modifizieren, dass ein größerer Bereich des Motivs in die Schärfe kommt, was bei extremen Makros mit winziger Schärfen­tiefe sehr wichtig sein kann. Siehe diese beiden Beispiel­fotos – die Perspektive ist nicht exakt identisch, aber der Effekt ist einiger­maßen repräsentativ:

Dieses chinesische Schrift­zeichen als Monotype-Letter ist etwa 3mm groß, ich habe beide Bilder bei Blende 8 in leicht schräger Aufsicht fotografiert. Beim ersten saß das Objektiv „ordnungs­gemäß“ auf dem Balgen, beim zweiten war die Objektiv­ebene ein wenig in Richtung der Motivebene verschwenkt.

Im Idealfall treffen sich gedachte Bild-, Objektiv- und Motivebene in einem Punkt, siehe Wikipedia. In der Praxis wird man das, zumal bei so winzigen Motiven, nicht exakt steuern können, aber da ich hier mit einer Digital­kamera fotografiert habe, konnte ich den Effekt direkt am Monitor überprüfen.

(Gestalterisch finde ich die geringe Schärfen­tiefe übrigens attrak­tiver; aber hier ging es um dokumen­tarische Zwecke, dahinter hat die Schönheit zurückzustehen.)

Graufilter bei Verschlussproblemen

Wenn man mit Jahrzehnte alten Kameras fotografiert, wird man früher oder später mit Unregel­mäßigkeiten in der Verschlusszeit-Steuerung konfrontiert werden – ob Zentral- oder Schlitz­verschluss, die Genauigkeit der einge­stellten Zeiten lässt dann zu wünschen übrig. Und selbst mit Schwarz­weißfilm ist es nicht egal, ob eine Dreißigstel Sekunde in Wirklichkeit eine Achtel ist oder (schlimmer) umgekehrt.

Solche Sachen lassen sich zwar in der Regel reparieren, aber wenn man es nicht selbst kann (und ich schaue mir solche Sachen zwar in der Regel von innen an, aber Verschlüsse überfordern mich meist), dann wird es schnell sehr teuer. Und für die wenigsten histo­rischen Knips­maschinen sind mehrere hundert Euro Reparatur­kosten gerecht­fertigt, leider.

Aber solange sich der Verschluss noch in der B-Stellung öffnen lässt, kann man die Kamera noch sinnvoll verwenden. Und zwar bei jedem Licht – mit starken Graufiltern (auch ND-Filter für Neutraldichte genannt). Interessant sind solche ab logarithmischer Dichte 2,0, das entspricht einer nötigen Belichtungs­zeit­verlängerung um Faktor 100: Wo ohne Filter 1/30 fällig wäre, müssen es dann 3 Sekunden sein (bzw. 6 bis 8 oder noch mehr, je nach Film, unter Berück­sichtigung des Schwarzschild-Effekts).

Auf dem extrem hakeligen Tuchverschluss meiner alten Reisekamera montiertes ND2,7-Filter, Belichtungs­zeit­verlängerung x400
Unterwegs finde ich es hilfreich, einen Spickzettel für die Umrechnung dabeizuhaben

Auf dem zweiten Bild sieht man auch meine Notizen zum Schwarzschild-Effekt (gültig für meinen Standardfilm Fomapan 100). Die Tabelle sieht auf den ersten Blick merkwürdig aus:
rechnerisch 1 Sekunde -> Belichtung zwei Sekunden oder 1 Blende öffnen
rechnerisch 10 Sekunden -> Belichtung 50 Sekunden oder 2 Blenden öffnen
rechnerisch 100 Sekunden -> Belichtung 1200 Sekunden oder 3 Blenden öffnen
Die Diskrepanz (drei Blenden öffnen entspricht Faktor 8, nicht 12) ergibt sich daraus, dass bei weiterer Verlän­gerung der Belich­tungszeit der Schwarzschild-Effekt noch stärker wird, das ist also eine Art Zinseszins-Kompensation.
*** Einschub, August 2019: An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass die Sensoren von Digital­kameras keinen Schwarzschild-Effekt kennen; es kommt also unab­hängig von den Licht­verhältnissen und der einge­stellten Empfind­lichkeit immer derselbe Verlängerungs­faktor des Filters zum Tragen. Auch mit der Digitalen sollte man diesen Faktor allerdings einmal genau ermitteln – siehe dazu den hübschen Quicktest bei Matthias Haltenhof. ***

Übrigens gibt es, wenn man nur mit Schwarz­weißfilm arbeitet und es um eher große Objektive geht, noch eine sehr preis­günstige Alternative zum ND-Filter: Schutzglas für Schweißer­brillen! Das wird in unter­schied­lichen DIN-Klassen angeboten, ich habe eins in DIN13, was sich in *ungefähr* 13 Blenden oder Verlängerungs­faktor 10.000 übersetzt (eher noch etwas mehr). Darauf habe ich einen Filter­adapterring mit 82mm Außengewinde geklebt, um das Glas direkt auf dem Weitwinkel der Großformat­kamera benutzen zu können.

Hier erkennt man, warum sich Schweißglas nur für SW-Film eignet – der Farbstich ist brutal. Aber 30 Sekunden Belichtungszeit bei Blende 2,0 am hellichten Tag sind für entsprechende Motive natürlich charmant; nur der Wind darf nicht so stark sein wie hier

Aus all dem wird klar: Schnappschüsse klappen so nicht mehr. Aber mit Stativ und Drahtauslöser (oder notfalls Pappe davor – Pappe weg) kann man so auch mit der klapprigsten Kamera immer noch fotografieren. Und Bewegungs­unschärfe in Laub, Wasser oder bei Passanten im Bild gibt so einem Foto immer noch etwas Patina extra – schließlich brauchten Urgroßvaters Glasplatten auch solche Belichtungs­zeiten …

Zwei Ideen zum Fachkamera-Tuning

Wer zum Fotografieren in die Natur geht und dabei Planfilme belichten will, der verwendet normalerweise eine Laufbodenkamera wegen ihres günstigen Packmaßes. Mein „richtiges“ Großformat-System (neben der antiken hölzernen Schönheit) ist allerdings aus diversen Gründen eine optische Bank; und weil ich die nicht immer komplett zerlegen möchte, um sie in einen Rucksack packen zu können, habe ich mir was ausgedacht:

Das Problem der Cambo SC ist, dass sie selbst bei Montage auf dem kurzen Grundrohr in allen drei Dimensionen mindestens 30 cm misst und einen entsprechend großen Koffer braucht. Da solche Grundrohre aber zu teuer sind, um sie zu zersägen, habe ich mal nachgemessen: Der quadratische Querschnitt hat eine Seitenlänge von exakt einem Zoll, also 25,4 mm. Nun bekommt man in D bei jedem einschlägigen Metallbetrieb Vierkant-Aluminium 25×25 mm im Zuschnitt für kleine einstellige Eurobeträge; davon habe ich mir zwei Stücke in 16 cm Länge zuschneiden lassen und noch Endstopfen mitbestellt.

Zum Einpacken der Kamera schiebe ich beide Standarten nacheinander vom Grundrohr herunter und aufs neue drauf, der Balgen muss dabei nicht demontiert werden; den Bankhalter setze ich 90° versetzt auf, dann lässt sich alles noch näher zusammenschieben:

Jetzt ist das Ganze, flach hingelegt, selbst mit angesetztem 90er Weitwinkel nur noch knapp 20 cm hoch und passt in den Fotorucksack, ein paar Kassetten und der Belichtungsmesser noch daneben. Wenn man nicht in den Makrobereich will, reicht fürs 90er das Transport-Rohr sogar für den Auszug, man muss das größere Rohr dann gar nicht mitnehmen. (Die Standarten sitzen auch auf dem neuen Alurohr ziemlich straff, man muss nur ein bisschen beim Fokussieren aufpassen, weil ja die Sperrknöpfe am Ende fehlen.) Und schon hat der Terminus Mit kleiner Ausrüstung unterwegs sein ganz neue Bedeutung …

***

Das andere Ende des Spektrums ist erreicht, wenn man mit sehr langen Brennweiten und/oder im extremen Nahbereich arbeiten möchte; dann ist auch das 54er Grundrohr nicht lang genug. Aber beim Metallbauer gibt es ja auch 30x30er Vierkantrohre mit 2 mm Wandstärke, da passt ein zölliges Grundrohr prima rein – man erkennt die Idee schon:

Hier habe ich auf gegenüberliegenden Seiten (um nicht zwei Stresspunkte direkt nebeneinander im Material zu haben) leicht versetzt je ein Loch für den Sperrknopf gebohrt und habe jetzt einen hinreichend soliden Verbinder.

Dann muss man nur noch eine 9×12-Konfiguration ohne Mattscheibenrückteil

mit einem 13×18-Aufbau ohne Objektivplatine kombinieren (nicht vergessen, je ein Stativ unter jede Hälfte zu packen …),

und schon hat man eine Kamera, neben der all die Superteles hinterm Fußballtor ziemlich mickrig aussehen:

Wenn man beispielsweise bei diesem Setup ein 600mm-Reproobjektiv montiert,

kommt man mit balgenschonendem Gesamtauszug von „nur“ 90 cm auf einen Abbildungsmaßstab von 1:2 bei einer Gegenstandsweite (lichter Abstand vom Motiv zum Objektiv, vereinfacht gesagt) von 1,8 Metern. Theoretisch traumhafte Werte für die Libellenfotografie – gäbe es da nicht beim Arbeiten mit der Fachkamera das eine oder andere Tempo-Handicap …

Reale Relativität

Wer daran zweifelt, dass Zeit dehnbar ist, der sollte einmal einen Schwarz­weißfilm in der Schale entwickeln …

Normaler­weise habe ich ja meinen Standard­prozess für die Film­entwicklung, aber für die größeren Planfilme ab 5×7 Zoll war ich damit noch nicht recht glücklich. Denn anders als für 4×5 Zoll habe ich hier keine geeig­nete Spule und bin daher im Tages­lichttank auf die sog. Taco-Entwicklung angewiesen. (Die geht so: Planfilm aufrollen, Gummiring drum, rin in die große Dose, vier Stück passen neben­einander rein.) Weil aber auch Stand- und Semistand­entwicklung nicht ohne einiges Kippen auskommen, löst sich gelegentlich mal eine Taco-Rolle, und das Ergebnis sind üble Kratzer bis hin zur Unbenutzbarkeit. Da ich gerade zwei Dutzend 5x7er zu entwickeln hatte, habe ich jetzt was anderes probiert: Einzelblatt-Entwicklung* in der Schale.

Weil nun aber Schwarzweiß­filme (zumindest die panchro­matischen, also alle „normalen“) anders als Fotopapier übers ganze Spektrum empfindlich sind, muss der gesamte Prozess vom Entnehmen aus der Kassette bis mindestens zum Fixierbad in absoluter Dunkel­heit stattfinden.

Man platziert also alles, was man braucht, griff­bereit, klemmt sich einen Timer, dessen Funktionen man blind steuern kann, an die Schürze, befüllt die Schalen vom Vorwässern bis zum Fixierer (der Entwickler sollte für diesen Zweck natürlich kein One-Shot wie Rodinal sein – ich habe hier einen etwas stärker verdünnten Papierentwickler verwendet), legt die (vorne möglichst weichen) Zangen an immer dieselbe Stelle der Wannen und lernt auswendig, wie viele Schritte in welche Richtung es vom Arbeitstisch bis zum Wasserhahn sind, denn es wird nicht ausbleiben, dass öfters mal gründliches Hände­waschen angezeigt ist … Dann Licht aus und Nerven bewahren!

Auf diese Weise habe ich heute in einem Rutsch ein Dutzend Planfilme ohne nennens­werte Panne entwickelt (aber: siehe unten) – dafür war ich andert­halb Stunden lang im absoluten Dunkel, es hat sich allerdings angefühlt wie ein halber Tag. Dieselbe Zeitspanne auf die Internet-Recherche nach geeigneten Planfilm-Entwicklungs­methoden verwendet verstreicht gefühlter­maßen vier oder fünf Mal so schnell …

Aufnahmen mit der Holzkamera am Brodtener Ufer, in der Schale entwickelt. Keine Ahnung, woher dieser helle Schleier kommt …

Nachtrag, als auch das zweite Dutzend Filme entwickelt ist: Auch die Schale hat ihre Tücken. Ich habe insgesamt weniger Kratzer als mit der Taco-Methode, aber dafür vereinzelt schlierige Unregel­mäßigkeiten bei der Entwicklung. Nach ersten Recherchen tippe ich auf unzurei­chende Bewegung, obwohl ich genau darauf schon sorgfältig geachtet hatte. Nächstes Mal also beherzt Überschwappen riskieren – oder doch wieder wickeln zum Entwickeln …?

In dieser Form wohl kaum brauchbar – am ehesten noch für eine Cyanotypie auf raues Papier, aber sicher nicht für eine direkte Vergrößerung.

* man liest auch manchmal Anleitungen, in denen mehrere Blatt Film auf einmal in die Entwicklerschale kommen. Aber das ist mir unsympathisch – erstens kann man sich dann mit den Entwicklungszeiten leichter vertüdeln und zweitens steigt wieder das Kratzerrisiko.

Mehr Bilder aus dieser Aufnahmereihe gibt es hier.

Dunkelkammertuning (2)

Fast schon bedaure ich es, dass es mir genauso viel Spaß macht, an Geräten herum­zu­basteln und Werkzeuge zu opti­mieren, wie mit diesen Werk­zeugen letzt­lich zu arbeiten … Die knappe Freizeit auch noch auf verschie­dene Hobbys aufzu­teilen ist manchmal eine Qual. Dafür hat sich im Foto­labor jetzt wieder ein bisschen was an den Arbeits­bedingungen verbessert:

Ich war nämlich nicht recht glück­lich damit, das 150er Repro-Objektiv fest in den Großformat-Vergrößerer einge­baut zu haben: Schließ­lich ist das auch sehr nützlich als leichtes Weit­winkel für die Holz­kamera. Deshalb habe ich jetzt doch noch mal gefrickelt, um das originale 210er Schneider-Componon so einzu­bauen, dass es scharf auf die Grund­platte projizieren kann.

Wie sich heraus­stellte, musste ich den Auszug um ca. 4 Zenti­meter vergrößern, um das Objektiv bei den unter­schied­lichsten Höhen­einstellungen der Säule verwenden zu können. Das habe ich an zwei Stellen realisiert:

Zum einen sitzt nun noch ein Hartgummi­ring geeig­neten Durch­messers zwischen Objektiv und Tubus,

und zum anderen habe ich mir den Umstand zunutze gemacht, dass bei den Omega-Vergrö­ßerern der Leuchten­kopf nebst Negativ­bühne nur lose und drehbar auf dem Korpus aufliegt: Hier habe ich kurzerhand mit Aluminium-Klischee­trägern aus dem Setzregal aufgebockt. (Die ich sicher­heits­halber mit Montage­kleber fixiert habe.)

In diesem Setup ergeben sich Abbildungs­maßstäbe von knapp über 1:1 bis ca. 2,5:1, d.h. ein 9×12-Negativ erreicht ca. DIN A4, ein 13x18er etwa A3. Das ist ungefähr vergleichbar mit der vorherigen Konstruktion, außer dass ich mich jetzt tiefer zur Grundplatte bücken muss; dafür lässt ein 5,6/210 sich besser feinfokussieren als ein 9,0/150. Jedenfalls genügt mir der Arbeitsbereich – für größere Papier­formate als 30×40 wäre es in meiner Dunkel­kammer sowieso zu eng. Und mit dem nied­lichen 150er kann ich jetzt endlich wieder foto­grafieren …

Dunkelkammer­tuning (1)

Der kleinere meiner beiden alten Schwarzweiß-Vergrößerer ist fürs 6×6-Format ausgelegt und hat in Sachen Negativ­­halterungen ein paar Nach­teile: Eine Bühne für 6×6-Vorlagen war gar nicht dabei (die habe ich bisher mit Pappe impro­visiert), und der Träger für Klein­bild­negative

hat wie die meisten seiner Art­­genossen* nur einen Ausschnitt von 23×35 mm, man kann das Negativ also nicht einschließ­­lich seines Randes vergrößern.

Das war ein Fall für die Metall­­verarbeiter meines Vertrauens:

Dort habe ich zwei Stahl­­bleche mit entspre­­chenden Aus­schnitten fertigen lassen, einmal für Kleinbild (innen 26×38 mm) und einmal – ohne vorher zu wissen, welchen Kreis der Vergrö­ßerer effektiv aus­leuchtet – für 6×7, also innen 58×74 mm (beide hinten im Bild):

Gewonnen: Kleinbild funk­tio­niert erwartungs­­gemäß super – vor allem, wenn man sauberer zentriert als hier im Test –,

und ein 6×7-Negativ wird in der Projek­tion nur an den aller­­äußersten Ecken „angenagt“,

es ist also zumindest so vergrö­ßerbar wie mit einer konven­­tionellen Negativ­­bühne (und 6×6 wird perfekt einschließ­­lich Rand nutzbar sein).

* eine Ausnahme stellen die Leica-Vergrö­ßerer dar, aber die findet man normaler­­weise nicht für 30 Euro inklu­sive Objektiv …

Rillen und Falzen: quick, not dirty

Wer wie ich nur gelegentlich mal Klappkarten produziert, der braucht keine Rill- und Nutmaschine, die nicht bloß Geld kostet, sondern auch ziemlich viel Platz in der winzigen Werkstatt beansprucht. Und für eine kleine Auflage lohnt es sich auch nicht, aufwendig den Bostontiegel umzurüsten (vor Weihnachten mach’ ich das schon mal …).

Daher ziehe ich bei Bedarf meine Falzrillen mit diesem hübschen Setup:

Auf dem Werkstattwagen (in Wirklichkeit ein hölzerner Servierwagen, dessen Arbeitsplatte ich mit Stahlblech überzogen habe) werden zwei dünne Bleche mit einer millimeterbreiten Fuge fixiert, in geeignetem Abstand dahinter platziere ich mit Hilfe zweier Setzmagnete einen Winkelanschlag.


Dann muss ich nur noch eine Karte (hier ausnahmsweise eine digital gedruckte) auflegen und mit dem Falzbein einmal mit viel Druck der Rille folgen.


Das Rillen selbst dauert ein paar Sekunden länger je Karte als mit schwerem Spezialgerät, aber der Aufbau ist schnell eingerichtet und ebenso flott wieder weggeräumt. Und ein 300g-Karton falzt sich mit dieser Vorarbeit erheblich sauberer als frei Hand.

DIY-Verdrehsicherung fürs Fotostativ

Wer gelegentlich auf dem Stativ befestigtes schweres Fotogerät durch die Gegend zu tragen hat, kennt das Problem: Die Verbindung zwischen Kamera und Stativkopf bzw. Schnellwechselplatte besteht nur aus einer einzigen Schraube (1/4 oder 3/8 Zoll), und wenn man sich das Ensemble rasch über die Schulter schwingt, ist die Ausrüstung hinterher völlig verdreht und lose geruckelt.

Dafür gibt es durchaus findige Lösungsansätze; aber die kommen meist als Maßanfertigungen aus US-Garagenfirmen, sind aberwitzig teuer und üblicherweise nur mit ebensolchen Stativköpfen kompatibel. Wenn man stattdessen ein beliebiges Schnellwechselsystem hat, das Platz für mehr als eine Schraube zur Stativschelle der Kamera oder des Objektivs hin bietet, kann man stattdessen mit sehr überschaubarem Aufwand selbst was basteln.

(Obligatorischer Hinweis an dieser Stelle: Die folgende Prozedur ist nicht geeignet, den Wiederverkaufswert der Kameraausrüstung bei Sammlern zu steigern.)

Benötigt wird ein Gewindeschneider nebst passendem Kernlochbohrer – ich verwende M4 und 3,3mm. Damit schneide ich in geeignetem Abstand neben dem Original-Stativgewinde ein weiteres Gewinde ins Metall und fixiere entsprechend mit einer M4-Schraube.

Das bewährt sich bei mir prima z.B. an der Stativschelle eines langen Teleobjektivs oder dem Bankhalter der Fachkamera. (Mein aktuell bevorzugter Typus, die Holzkamera, erlaubt es demgegenüber, die Wechselplatte direkt doppelt anzuschrauben.) Natürlich dürfte so ein Gewinde nicht so entspannt auf ständiges Rein- und Rausschrauben reagieren wie ein originales, aber dafür hat man ja die vergleichsweise preisgünstigen Wechselplatten – damit die dauerhaft montiert bleiben können …

Zwei Buch­empfehlungen

Natürlich finden sich in den Weiten des Netzes zu jeder nur denkbaren Drucktechnik Anregungen und Anleitungen – mal mehr, mal weniger nützlich. Ich finde es allerdings aus vielerlei Gründen angenehmer, Nachschlagewerke in gedruckter Form zu nutzen. Zwei herausragende Vertreter dieser Spezies im Themenkomplex dieser Website:

Bereits im vorigen Beitrag erwähnte ich Wolfgang Autenrieths Werkstattbuch „Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren“. Es handelt sich um eine gut strukturierte Rezeptsammlung für diverse Prozesse der Bildwiedergabe, überwiegend, aber nicht beschränkt auf den Tiefdruck – von Jahrhunderte alten Ätzverfahren bis zum Photopolymer –, und es ist bestens geeignet für Leute, die nicht davor zurückschrecken, Pülverchen und Elixiere selbst zu mischen und zu verarbeiten.

Erschienen ist das Buch im Selbstverlag, es lässt sich direkt beim Autor beziehen. Man sieht ihm deutlich an, dass grafische und typografische Finesse nicht weit oben auf der Prioritätenliste standen, aber die schiere Informationsdichte und -tiefe, die vielen praktischen Tipps und Warnhinweise sowie das üppige Quellenverzeichnis machen das mehr als wett.

Breiter angelegt ist „Printmaking – A Complete Guide to Materials & Processes“ von Bill Fick und Beth Grabowski. Noch etwas größer im Format als der Autenrieth und opulent farbig bebildert sowohl mit exemplarischen Reproduktionen als auch mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, behandelt dieser Wälzer alle wesentlichen analogen und digitalen Druckverfahren. Und auch wenn es dabei nicht ins letzte Detail geht, wird alles zumindest so weit erklärt, dass die Prozesse grundsätzlich nachvollziehbar erscheinen. Hilfreiche Anhängsel sind hier ein Glossar sowie eine umfangreiche Troubleshooting-Sektion. Doch schon beim ersten Durchblättern macht Printmaking großen Appetit, möglichst alles mal auszuprobieren. – Dieses Werk liegt auch auf Deutsch vor, nämlich bei Dumont als „Drucktechniken. Das Handbuch zu allen Materialien und Methoden“, und auch hier inzwischen als zweite, erweiterte Auflage. Die erste deutsche Auflage hatte ich ein paar Mal aus der Stadtbücherei ausgeliehen und habe mich aus zwei Gründen dann entschieden, die englische besitzen zu wollen: erstens, weil die Übersetzung ziemlich schlecht redigiert war, und zweitens, weil es beim Handpressendruck wie bei vielen anderen Dingen des täglichen Lebens die Recherchemöglichkeiten im Internet erheblich erweitert, wenn man die englischen Fachbegriffe kennt …

CAB

… steht hier spaßeshalber für Computer Aided Bleisetzing – was man heute halt so tut, wenn man eine unbeschriftete Schublade mit einer 20p-Antiqua in der Setzgasse hat, die man an keiner der „üblichen Verdächtigen“ sicher erkennt:

Dann geht man z.B. zu identifont und klickt sich in einem guten Dutzend Fragen durch die Charakteristika. Manchmal (wenn man z.B. irgendwelche 20er-Jahre-Bastardschnitte oder DDR-Bestände hat) findet man nichts, meist findet man eine Auswahl aus zwei oder drei Möglichkeiten, und wenn man Glück hat – so wie hier –, dann ist die Schriftart nach wenigen Minuten eindeutig als Fournier identifiziert – eine charmante Alternative zur Bodoni, mit der ich sie am Anfang fast verwechselt hätte, aber vor allem die Proportionen sind doch deutlich andere.