Samuel Beckett (noch mit Quetschrand, das kann ich inzwischen besser):
T. S. Eliot, drei Mal versetzt von nur einmalig eingefärbter Fraktur-Form gedruckt:
Altes Werkzeug ist noch lange kein altes Eisen
Holzschnitt in verlorener Form:
Nyloprint-Klischee nach Digitalfoto:
Bleisatz, Nyloprint direkt vom 6×6-Strichfilmnegativ:
Drei Farbdurchgänge, Blei- und Holzlettern, letztere handeingefärbt, Format ca. A3:
2015, handeingefärbte Holzlettern (Blizzard 18cic), ca. 250g-Karton, auf der Andruckpresse gedruckt:
Fast schon bedaure ich es, dass es mir genauso viel Spaß macht, an Geräten herumzubasteln und Werkzeuge zu optimieren, wie mit diesen Werkzeugen letztlich zu arbeiten … Die knappe Freizeit auch noch auf verschiedene Hobbys aufzuteilen ist manchmal eine Qual. Dafür hat sich im Fotolabor jetzt wieder ein bisschen was an den Arbeitsbedingungen verbessert:
Ich war nämlich nicht recht glücklich damit, das 150er Repro-Objektiv fest in den Großformat-Vergrößerer eingebaut zu haben: Schließlich ist das auch sehr nützlich als leichtes Weitwinkel für die Holzkamera. Deshalb habe ich jetzt doch noch mal gefrickelt, um das originale 210er Schneider-Componon so einzubauen, dass es scharf auf die Grundplatte projizieren kann.
Wie sich herausstellte, musste ich den Auszug um ca. 4 Zentimeter vergrößern, um das Objektiv bei den unterschiedlichsten Höheneinstellungen der Säule verwenden zu können. Das habe ich an zwei Stellen realisiert:
Zum einen sitzt nun noch ein Hartgummiring geeigneten Durchmessers zwischen Objektiv und Tubus,
und zum anderen habe ich mir den Umstand zunutze gemacht, dass bei den Omega-Vergrößerern der Leuchtenkopf nebst Negativbühne nur lose und drehbar auf dem Korpus aufliegt: Hier habe ich kurzerhand mit Aluminium-Klischeeträgern aus dem Setzregal aufgebockt. (Die ich sicherheitshalber mit Montagekleber fixiert habe.)
In diesem Setup ergeben sich Abbildungsmaßstäbe von knapp über 1:1 bis ca. 2,5:1, d.h. ein 9×12-Negativ erreicht ca. DIN A4, ein 13x18er etwa A3. Das ist ungefähr vergleichbar mit der vorherigen Konstruktion, außer dass ich mich jetzt tiefer zur Grundplatte bücken muss; dafür lässt ein 5,6/210 sich besser feinfokussieren als ein 9,0/150. Jedenfalls genügt mir der Arbeitsbereich – für größere Papierformate als 30×40 wäre es in meiner Dunkelkammer sowieso zu eng. Und mit dem niedlichen 150er kann ich jetzt endlich wieder fotografieren …
Ich komme der Sache näher …
Die wesentliche Änderung gegenüber dem vorigen Mal ist, dass hier die Trägerplatte keine vorkonfektionierte Nyloprint- bzw. Flexoplatte ist, sondern eine nackiche Polystyrol-Bastelplatte, auf die ich rechtzeitig vor der Belichtung eine UV-empfindliche Folie laminiert habe. Diese wird nach dem Aufbelichten des gerasterten Positivs in Natronlauge „entwickelt“, mit Essig fixiert und unter erneuter UV-Einstrahlung gehärtet. Die später druckenden Bereiche sind anschließend vertieft in die Folienoberfläche der Platte eingearbeitet. Ganz ähnlich wie bei einer klassisch geätzten Kupfer- oder Zink-Tiefdruckplatte also, nur ohne die scharfe Säure – weshalb man dieses Verfahren im englischen Sprachraum als Non-Toxic Intaglio Printmaking kennt.
Auf Deutsch lässt sich auch was darüber finden, vor allem auf der sehenswerten Website von Martin Sander. Dem dort unter Technik beschriebenen Procedere ungefähr folgend, ist das oben gezeigte Bild also meine erste „ungiftige Fotoradierung“ in diesem Sinne. Nur das Positiv habe ich natürlich nicht mit dem Tintenstrahler gemacht (so was habe ich gar nicht*), sondern konventionell in der Dunkelkammer: Das 9×12-Negativ habe ich auf einen A4-Bogen Strichfilm vergrößert und dabei im Kontakt ein 133er Raster mitbelichtet. Meine Version des Prozesses ist also bis zum Endergebnis 100% analog.
Die Mehrfarbigkeit erzeuge ich in diesem Fall beim Färben der Druckform, es ist also nur ein Durchgang durch die Presse nötig. Auf diese Weise entstehen zwangsläufig Unikate: Von bisher acht Drucken von dieser Platte sehen keine zwei auch nur ähnlich aus.
* wozu auch – lohnt sich einfach nicht, wenn man ihn nicht permanent in Betrieb hat. Für gelegentlichen Bedarf ist man besser dran, die Drucke bei einem neuzeitlichen Fotolabor in Auftrag zu geben.
Der kleinere meiner beiden alten Schwarzweiß-Vergrößerer ist fürs 6×6-Format ausgelegt und hat in Sachen Negativhalterungen ein paar Nachteile: Eine Bühne für 6×6-Vorlagen war gar nicht dabei (die habe ich bisher mit Pappe improvisiert), und der Träger für Kleinbildnegative
hat wie die meisten seiner Artgenossen* nur einen Ausschnitt von 23×35 mm, man kann das Negativ also nicht einschließlich seines Randes vergrößern.
Das war ein Fall für die Metallverarbeiter meines Vertrauens:
Dort habe ich zwei Stahlbleche mit entsprechenden Ausschnitten fertigen lassen, einmal für Kleinbild (innen 26×38 mm) und einmal – ohne vorher zu wissen, welchen Kreis der Vergrößerer effektiv ausleuchtet – für 6×7, also innen 58×74 mm (beide hinten im Bild):
Gewonnen: Kleinbild funktioniert erwartungsgemäß super – vor allem, wenn man sauberer zentriert als hier im Test –,
und ein 6×7-Negativ wird in der Projektion nur an den alleräußersten Ecken „angenagt“,
es ist also zumindest so vergrößerbar wie mit einer konventionellen Negativbühne (und 6×6 wird perfekt einschließlich Rand nutzbar sein).
* eine Ausnahme stellen die Leica-Vergrößerer dar, aber die findet man normalerweise nicht für 30 Euro inklusive Objektiv …
Wer wie ich nur gelegentlich mal Klappkarten produziert, der braucht keine Rill- und Nutmaschine, die nicht bloß Geld kostet, sondern auch ziemlich viel Platz in der winzigen Werkstatt beansprucht. Und für eine kleine Auflage lohnt es sich auch nicht, aufwendig den Bostontiegel umzurüsten (vor Weihnachten mach’ ich das schon mal …).
Daher ziehe ich bei Bedarf meine Falzrillen mit diesem hübschen Setup:
Auf dem Werkstattwagen (in Wirklichkeit ein hölzerner Servierwagen, dessen Arbeitsplatte ich mit Stahlblech überzogen habe) werden zwei dünne Bleche mit einer millimeterbreiten Fuge fixiert, in geeignetem Abstand dahinter platziere ich mit Hilfe zweier Setzmagnete einen Winkelanschlag.
Dann muss ich nur noch eine Karte (hier ausnahmsweise eine digital gedruckte) auflegen und mit dem Falzbein einmal mit viel Druck der Rille folgen.
Das Rillen selbst dauert ein paar Sekunden länger je Karte als mit schwerem Spezialgerät, aber der Aufbau ist schnell eingerichtet und ebenso flott wieder weggeräumt. Und ein 300g-Karton falzt sich mit dieser Vorarbeit erheblich sauberer als frei Hand.
Im Prinzip ist es also mit meinen Bordmitteln möglich, eine Radierung nach einer aufgerasterten Fotovorlage anzufertigen:
Dies ist mein allererster leidlich erfolgreicher Versuch, ich habe dabei (weil ich so aufgeregt war, als ich merkte, so könnte es klappen) die einzelnen Arbeitsschritte nicht fotografisch dokumentiert; das kommt dann nächstes Mal. Hier zumindest eine ungefähre Beschreibung des Ablaufs:
Ausgangspunkt ist ein 9×12-Motiv, das ich in meiner Werkstatt auf 100-ASA-SW-Film aufgenommen habe und das nach normaler Verarbeitung etwa so aussieht:
Das Negativ habe ich zusammen mit einem Rasterfilm (133er) im Kontakt auf ein gleich großes Blatt Strichfilm kopiert und diesen in Hochkontrast-Chemie entwickelt.
Das resultierende aufgerasterte Positiv habe ich unter UV-Licht auf ein Stück Photo-Polymer (vulgo Nyloprint) belichtet und diese Platte nur sehr kurz ausgewaschen. (Die dunkelsten Passagen des Motivs sind trotzdem komplett weggewaschen und konnten deshalb im Tiefdruck keine Farbe mehr übertragen. Das sieht man überall da, wo dunkle Partien plötzlich ins Weiß brechen.)
Und nach dem Aushärten des Polymers habe ich es behandelt wie eine konventionelle Tiefdruckplatte – also Farbe einreiben, Oberfläche blank wischen und dann per Radierpresse auf gefeuchtetes Büttenpapier übertragen. Resultat siehe oben.
Wie so oft hier: Verbesserungspotenzial ist im Übermaß vorhanden. Aber die Technik funktioniert grundsätzlich, und ich habe zumindest eine Idee, an welchen Stellschrauben ich nachregeln muss, um die Sache zu optimieren.
Wer gelegentlich auf dem Stativ befestigtes schweres Fotogerät durch die Gegend zu tragen hat, kennt das Problem: Die Verbindung zwischen Kamera und Stativkopf bzw. Schnellwechselplatte besteht nur aus einer einzigen Schraube (1/4 oder 3/8 Zoll), und wenn man sich das Ensemble rasch über die Schulter schwingt, ist die Ausrüstung hinterher völlig verdreht und lose geruckelt.
Dafür gibt es durchaus findige Lösungsansätze; aber die kommen meist als Maßanfertigungen aus US-Garagenfirmen, sind aberwitzig teuer und üblicherweise nur mit ebensolchen Stativköpfen kompatibel. Wenn man stattdessen ein beliebiges Schnellwechselsystem hat, das Platz für mehr als eine Schraube zur Stativschelle der Kamera oder des Objektivs hin bietet, kann man stattdessen mit sehr überschaubarem Aufwand selbst was basteln.
(Obligatorischer Hinweis an dieser Stelle: Die folgende Prozedur ist nicht geeignet, den Wiederverkaufswert der Kameraausrüstung bei Sammlern zu steigern.)
Benötigt wird ein Gewindeschneider nebst passendem Kernlochbohrer – ich verwende M4 und 3,3mm. Damit schneide ich in geeignetem Abstand neben dem Original-Stativgewinde ein weiteres Gewinde ins Metall und fixiere entsprechend mit einer M4-Schraube.
Das bewährt sich bei mir prima z.B. an der Stativschelle eines langen Teleobjektivs oder dem Bankhalter der Fachkamera. (Mein aktuell bevorzugter Typus, die Holzkamera, erlaubt es demgegenüber, die Wechselplatte direkt doppelt anzuschrauben.) Natürlich dürfte so ein Gewinde nicht so entspannt auf ständiges Rein- und Rausschrauben reagieren wie ein originales, aber dafür hat man ja die vergleichsweise preisgünstigen Wechselplatten – damit die dauerhaft montiert bleiben können …