Verheißungs­volles Fotodruck­verfahren

Ich komme der Sache näher …

Die wesent­liche Änderung gegen­über dem vorigen Mal ist, dass hier die Träger­platte keine vorkonfektio­nierte Nyloprint- bzw. Flexo­platte ist, sondern eine nackiche Polystyrol-Bastelplatte, auf die ich recht­zeitig vor der Belichtung eine UV-empfind­liche Folie laminiert habe. Diese wird nach dem Aufbe­lichten des geras­terten Positivs in Natron­lauge „entwickelt“, mit Essig fixiert und unter erneuter UV-Einstrah­lung gehärtet. Die später druckenden Bereiche sind anschließend vertieft in die Folien­ober­fläche der Platte einge­arbeitet. Ganz ähnlich wie bei einer klassisch geätzten Kupfer- oder Zink-Tiefdruck­platte also, nur ohne die scharfe Säure – weshalb man dieses Verfahren im englischen Sprach­raum als Non-Toxic Intaglio Print­making kennt.

Auf Deutsch lässt sich auch was darüber finden, vor allem auf der sehens­werten Website von Martin Sander. Dem dort unter Technik beschrie­benen Procedere ungefähr folgend, ist das oben gezeigte Bild also meine erste „ungiftige Foto­radierung“ in diesem Sinne. Nur das Positiv habe ich natür­lich nicht mit dem Tinten­strahler gemacht (so was habe ich gar nicht*), sondern konven­tionell in der Dunkel­kammer: Das 9×12-Negativ habe ich auf einen A4-Bogen Strich­film vergrößert und dabei im Kontakt ein 133er Raster mitbelichtet. Meine Version des Prozesses ist also bis zum End­ergebnis 100% analog.

Die Mehr­farbigkeit erzeuge ich in diesem Fall beim Färben der Druck­form, es ist also nur ein Durch­gang durch die Presse nötig. Auf diese Weise entstehen zwangs­läufig Unikate: Von bisher acht Drucken von dieser Platte sehen keine zwei auch nur ähnlich aus.

* wozu auch – lohnt sich einfach nicht, wenn man ihn nicht permanent in Betrieb hat. Für gelegent­lichen Bedarf ist man besser dran, die Drucke bei einem neuzeit­lichen Fotolabor in Auftrag zu geben.

Fortschritte beim Fotodruck

Im Prinzip ist es also mit meinen Bord­mitteln möglich, eine Radierung nach einer aufge­rasterten Foto­vorlage anzu­fertigen:

Dies ist mein aller­erster leidlich erfolg­reicher Versuch, ich habe dabei (weil ich so aufge­regt war, als ich merkte, so könnte es klappen) die einzelnen Arbeits­schritte nicht foto­grafisch doku­mentiert; das kommt dann nächstes Mal. Hier zumindest eine unge­fähre Beschrei­bung des Ablaufs:
Ausgangs­punkt ist ein 9×12-Motiv, das ich in meiner Werk­statt auf 100-ASA-SW-Film aufge­nommen habe und das nach normaler Verar­beitung etwa so aussieht:


Das Negativ habe ich zusammen mit einem Raster­film (133er) im Kontakt auf ein gleich großes Blatt Strich­film kopiert und diesen in Hoch­kontrast-Chemie entwickelt.
Das resul­tierende aufge­rasterte Positiv habe ich unter UV-Licht auf ein Stück Photo-Polymer (vulgo Nyloprint) belichtet und diese Platte nur sehr kurz ausge­waschen. (Die dunkelsten Passagen des Motivs sind trotzdem komplett wegge­waschen und konnten deshalb im Tiefdruck keine Farbe mehr über­tragen. Das sieht man überall da, wo dunkle Partien plötz­lich ins Weiß brechen.)
Und nach dem Aushärten des Polymers habe ich es behan­delt wie eine konventio­nelle Tiefdruck­platte – also Farbe einreiben, Ober­fläche blank wischen und dann per Radier­presse auf gefeuch­tetes Bütten­papier übertragen. Resultat siehe oben.

Wie so oft hier: Verbesserungs­potenzial ist im Übermaß vorhanden. Aber die Technik funktio­niert grund­sätzlich, und ich habe zumin­dest eine Idee, an welchen Stell­schrauben ich nach­regeln muss, um die Sache zu opti­mieren.