Dunkelkammer­tuning (1)

Der kleinere meiner beiden alten Schwarzweiß-Vergrößerer ist fürs 6×6-Format ausgelegt und hat in Sachen Negativ­­halterungen ein paar Nach­teile: Eine Bühne für 6×6-Vorlagen war gar nicht dabei (die habe ich bisher mit Pappe impro­visiert), und der Träger für Klein­bild­negative

hat wie die meisten seiner Art­­genossen* nur einen Ausschnitt von 23×35 mm, man kann das Negativ also nicht einschließ­­lich seines Randes vergrößern.

Das war ein Fall für die Metall­­verarbeiter meines Vertrauens:

Dort habe ich zwei Stahl­­bleche mit entspre­­chenden Aus­schnitten fertigen lassen, einmal für Kleinbild (innen 26×38 mm) und einmal – ohne vorher zu wissen, welchen Kreis der Vergrö­ßerer effektiv aus­leuchtet – für 6×7, also innen 58×74 mm (beide hinten im Bild):

Gewonnen: Kleinbild funk­tio­niert erwartungs­­gemäß super – vor allem, wenn man sauberer zentriert als hier im Test –,

und ein 6×7-Negativ wird in der Projek­tion nur an den aller­­äußersten Ecken „angenagt“,

es ist also zumindest so vergrö­ßerbar wie mit einer konven­­tionellen Negativ­­bühne (und 6×6 wird perfekt einschließ­­lich Rand nutzbar sein).

* eine Ausnahme stellen die Leica-Vergrö­ßerer dar, aber die findet man normaler­­weise nicht für 30 Euro inklu­sive Objektiv …

Rillen und Falzen: quick, not dirty

Wer wie ich nur gelegentlich mal Klappkarten produziert, der braucht keine Rill- und Nutmaschine, die nicht bloß Geld kostet, sondern auch ziemlich viel Platz in der winzigen Werkstatt beansprucht. Und für eine kleine Auflage lohnt es sich auch nicht, aufwendig den Bostontiegel umzurüsten (vor Weihnachten mach’ ich das schon mal …).

Daher ziehe ich bei Bedarf meine Falzrillen mit diesem hübschen Setup:

Auf dem Werkstattwagen (in Wirklichkeit ein hölzerner Servierwagen, dessen Arbeitsplatte ich mit Stahlblech überzogen habe) werden zwei dünne Bleche mit einer millimeterbreiten Fuge fixiert, in geeignetem Abstand dahinter platziere ich mit Hilfe zweier Setzmagnete einen Winkelanschlag.


Dann muss ich nur noch eine Karte (hier ausnahmsweise eine digital gedruckte) auflegen und mit dem Falzbein einmal mit viel Druck der Rille folgen.


Das Rillen selbst dauert ein paar Sekunden länger je Karte als mit schwerem Spezialgerät, aber der Aufbau ist schnell eingerichtet und ebenso flott wieder weggeräumt. Und ein 300g-Karton falzt sich mit dieser Vorarbeit erheblich sauberer als frei Hand.

DIY-Verdrehsicherung fürs Fotostativ

Wer gelegentlich auf dem Stativ befestigtes schweres Fotogerät durch die Gegend zu tragen hat, kennt das Problem: Die Verbindung zwischen Kamera und Stativkopf bzw. Schnellwechselplatte besteht nur aus einer einzigen Schraube (1/4 oder 3/8 Zoll), und wenn man sich das Ensemble rasch über die Schulter schwingt, ist die Ausrüstung hinterher völlig verdreht und lose geruckelt.

Dafür gibt es durchaus findige Lösungsansätze; aber die kommen meist als Maßanfertigungen aus US-Garagenfirmen, sind aberwitzig teuer und üblicherweise nur mit ebensolchen Stativköpfen kompatibel. Wenn man stattdessen ein beliebiges Schnellwechselsystem hat, das Platz für mehr als eine Schraube zur Stativschelle der Kamera oder des Objektivs hin bietet, kann man stattdessen mit sehr überschaubarem Aufwand selbst was basteln.

(Obligatorischer Hinweis an dieser Stelle: Die folgende Prozedur ist nicht geeignet, den Wiederverkaufswert der Kameraausrüstung bei Sammlern zu steigern.)

Benötigt wird ein Gewindeschneider nebst passendem Kernlochbohrer – ich verwende M4 und 3,3mm. Damit schneide ich in geeignetem Abstand neben dem Original-Stativgewinde ein weiteres Gewinde ins Metall und fixiere entsprechend mit einer M4-Schraube.

Das bewährt sich bei mir prima z.B. an der Stativschelle eines langen Teleobjektivs oder dem Bankhalter der Fachkamera. (Mein aktuell bevorzugter Typus, die Holzkamera, erlaubt es demgegenüber, die Wechselplatte direkt doppelt anzuschrauben.) Natürlich dürfte so ein Gewinde nicht so entspannt auf ständiges Rein- und Rausschrauben reagieren wie ein originales, aber dafür hat man ja die vergleichsweise preisgünstigen Wechselplatten – damit die dauerhaft montiert bleiben können …

Zwei Buch­empfehlungen

Natürlich finden sich in den Weiten des Netzes zu jeder nur denkbaren Drucktechnik Anregungen und Anleitungen – mal mehr, mal weniger nützlich. Ich finde es allerdings aus vielerlei Gründen angenehmer, Nachschlagewerke in gedruckter Form zu nutzen. Zwei herausragende Vertreter dieser Spezies im Themenkomplex dieser Website:

Bereits im vorigen Beitrag erwähnte ich Wolfgang Autenrieths Werkstattbuch „Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren“. Es handelt sich um eine gut strukturierte Rezeptsammlung für diverse Prozesse der Bildwiedergabe, überwiegend, aber nicht beschränkt auf den Tiefdruck – von Jahrhunderte alten Ätzverfahren bis zum Photopolymer –, und es ist bestens geeignet für Leute, die nicht davor zurückschrecken, Pülverchen und Elixiere selbst zu mischen und zu verarbeiten.

Erschienen ist das Buch im Selbstverlag, es lässt sich direkt beim Autor beziehen. Man sieht ihm deutlich an, dass grafische und typografische Finesse nicht weit oben auf der Prioritätenliste standen, aber die schiere Informationsdichte und -tiefe, die vielen praktischen Tipps und Warnhinweise sowie das üppige Quellenverzeichnis machen das mehr als wett.

Breiter angelegt ist „Printmaking – A Complete Guide to Materials & Processes“ von Bill Fick und Beth Grabowski. Noch etwas größer im Format als der Autenrieth und opulent farbig bebildert sowohl mit exemplarischen Reproduktionen als auch mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen, behandelt dieser Wälzer alle wesentlichen analogen und digitalen Druckverfahren. Und auch wenn es dabei nicht ins letzte Detail geht, wird alles zumindest so weit erklärt, dass die Prozesse grundsätzlich nachvollziehbar erscheinen. Hilfreiche Anhängsel sind hier ein Glossar sowie eine umfangreiche Troubleshooting-Sektion. Doch schon beim ersten Durchblättern macht Printmaking großen Appetit, möglichst alles mal auszuprobieren. – Dieses Werk liegt auch auf Deutsch vor, nämlich bei Dumont als „Drucktechniken. Das Handbuch zu allen Materialien und Methoden“, und auch hier inzwischen als zweite, erweiterte Auflage. Die erste deutsche Auflage hatte ich ein paar Mal aus der Stadtbücherei ausgeliehen und habe mich aus zwei Gründen dann entschieden, die englische besitzen zu wollen: erstens, weil die Übersetzung ziemlich schlecht redigiert war, und zweitens, weil es beim Handpressendruck wie bei vielen anderen Dingen des täglichen Lebens die Recherchemöglichkeiten im Internet erheblich erweitert, wenn man die englischen Fachbegriffe kennt …

CAB

… steht hier spaßeshalber für Computer Aided Bleisetzing – was man heute halt so tut, wenn man eine unbeschriftete Schublade mit einer 20p-Antiqua in der Setzgasse hat, die man an keiner der „üblichen Verdächtigen“ sicher erkennt:

Dann geht man z.B. zu identifont und klickt sich in einem guten Dutzend Fragen durch die Charakteristika. Manchmal (wenn man z.B. irgendwelche 20er-Jahre-Bastardschnitte oder DDR-Bestände hat) findet man nichts, meist findet man eine Auswahl aus zwei oder drei Möglichkeiten, und wenn man Glück hat – so wie hier –, dann ist die Schriftart nach wenigen Minuten eindeutig als Fournier identifiziert – eine charmante Alternative zur Bodoni, mit der ich sie am Anfang fast verwechselt hätte, aber vor allem die Proportionen sind doch deutlich andere.

Anlege­beratung


Dies ist Adele, eine der jüngeren Mitarbeiterinnen in meiner Druckerei. Adele heißt mit vollständigem Namen Adana Eight-Five; sie wirkt neben einem historischen Bostontiegel von gern mal dem zehnfachen Gewicht (und erst recht neben Johanna) extrem filigran, fast wie ein Spielzeug, aber man kann durchaus ernsthaft mit ihr arbeiten und ist bei Bedarf sehr mobil dabei – dazu habe ich schon ein paar Ideen, aber das wird zu gegebener Zeit vertieft …

Nicht so schön ist der Umstand, dass es bei der Adana ein ziemliches Gefrickel ist, die untere Papieranlage waagerecht auszurichten. Deshalb bin ich nach den ersten Probedrucken selbst kreativ geworden und habe eine Skala mit 2-mm-Abstufung entworfen, auf Transparentfolie gedruckt (ausnahmsweise mit dem Laser statt mit der Handpresse) und hinter den Aufzug geklebt.

Und weil die Adana 8×5 ein ziemlich verbreitetes Gerät ist, stelle ich die Vorlage hier als Download zur Verfügung. Profitipp: Gespiegelt ausdrucken und mit der Schichtseite nach unten aufkleben. Verschleißt dann nicht so schnell!

Farbkleckserei

Einerseits ist man als Drucker ja ständig mit dem einen oder anderen Finger im Farbtopf,

andererseits sollte man spätestens beim Auflagendruck drauf achten, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Und weil ich nicht ständig aus der Garage zum Badezimmer rennen mag, steht in der Werkstatt seit kurzem ein Eimer mit Handreinigungstüchern aus dem Werkzeugladen.

Das ist zwar kein ganz billiges Vergnügen, aber wenn man so ein Tuch nach Gebrauch in ein Schraubdeckelgefäß packt,

kann man es durchaus auch am nächsten und übernächsten Tag noch mal benutzen; und dann ist es gut investiertes Geld.
***
Eine Erkenntnis übrigens aus der Erstellung der oben gezeigten Farbmustertafel: HKS-Farbe ist nicht gleich HKS-Farbe, ein und dieselbe Nummer entspricht je nach Hersteller sehr unterschiedlichen Farbtönen.