… oder Die Sache mit den Eisen-Prozessen

Außer der hier schon mehrfach erwähnten Cyanotypie

gibt es noch andere fotografische Verfahren, die auf Eisen­verbindungen als licht­empfindliche Komponente aufbauen. Auf dem, soweit ich es überblicke, nächst­höheren Komplexitäts­level könnte man sich etwa mit dem Pelletschen Gummi-Eisendruck beschäftigen. Der ist unter anderem relativ detailliert erläutert in Josef Maria Eders Ausführ­lichem Handbuch der Photographie von 1891, das man dankens­werter­weise komplett online bei der Hamburger StaBi einsehen kann (ebendort Vierundzwanzigstes Capitel).

Solchermaßen gerüstet und mit allen erforderlichen Chemikalien ausge­stattet, habe ich mich neulich mal an die Arbeit gemacht.

Mit dem Ergebnis, dass man zwar was sieht, aber so richtig über­zeugend ist das bisher nicht. Es fängt schon damit an, dass man vermutlich vor 125 Jahren das Gummi arabicum noch nicht flüssig in 1:1-Verdünnung gekauft hat; jedenfalls ist es mir trotz entsprechender Umrechnung der Verhältnisse nicht gelungen, eine Arbeits­lösung zu mischen, die nach ein paar Stunden buttrige Konsistenz annahm – meine war auch am nächsten Tag noch flüssig. (Was immerhin das Auftragen erleich­terte.)

Als schwierig erwies es sich auch, die Salzsäure (zum Fixieren) adäquat zu dosieren. Meine Mischung war von Anfang an dünner als das angegebene 1:10-Verhältnis, und ich habe immer noch weiter verdünnt – trotzdem kippten die blassen entwickelten Abzüge sofort beim Kontakt mit der Säure in tiefstes Dunkelblau. Leider hielten sie das nicht lange durch, sondern die meisten bleichten relativ schnell wieder aus.

Am merkwürdigsten allerdings fand ich, dass das Pellet-Verfahren eigentlich ein Positiv­prozess sein soll (bei Verwendung des gelben Blutlaugen­salzes als Entwickler), bei mir allerdings als lupenreiner Negativ­prozess arbeitete. Nur wenn ich Negativ und Papier eine Weile länger als üblich (ca. 25 statt 10 Minuten) auf dem Gesichtsbräuner liegen ließ, kippten die dunkelsten Partien wieder um – was ich unter den gegebenen Umständen aber eher für einen Pseudo­solarisations­effekt halte …

Egal, Spaß macht die Sache, und vielleicht bekomme ich auf Basis dieser Rezeptur mit ein bisschen Experi­mentieren auch noch ansehn­lichere Ergebnisse hin.

***

Ebenfalls noch nicht von Erfolg gekrönt sind meine bisherigen Versuche mit der Tiefdruckerei. Dort ging es damit los, dass der Fotolack, wenn ich die Zinkplatte gründlich poliert hatte, nicht mehr richtig haften wollte; auch das Aufrastern gelang nicht mit zufrieden stellendem Ergebnis, und zwar unabhängig davon, ob ich einen feinen 120er Rasterfilm oder eine selbst gemachte Struktur der Klötzchen­grafik-Sorte aufbelichtet habe.

Aber gut, auch dort bleibe ich dran, dauert halt alles ein bisschen länger als erwartet. Umso bewunderns­werter aus heutiger Sicht, welche Engels­geduld die Pioniere der Foto­geschichte aufbringen mussten – die konnten nicht mal eben Sachen im Internet nachschlagen oder Chemikalien ebendort nachbestellen 🙂

Versuch, Irrtum, nächster Versuch …

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