Bisher habe ich Strichfilm (Rollei ATO, Wephota FO5) haupt­sächlich benutzt, um mit speziellem Hochkontrast­entwickler meine Druck­vorlagen zu erstellen – für Buchdruck­klischees oder Tiefdruck­platten. Allerdings haben diese Filme ein paar charmante Eigen­schaften: Sie lassen sich bei Rotlicht verarbeiten und sind ziemlich niedrig empfindlich (ganz ähnlich wie Fotopapier, nur eben transparent auf extrem dünnem Träger, also leichter umkopierbar als Papier­negative). Somit könnte man sie auch benutzen, um Bilder mit der Anmutung alter Glas­negative zu erzeugen – dafür muss man aber Grautöne aus ihnen heraus­kitzeln, nicht nur Tiefschwarz und Transparent. Aber wie?

Dazu habe ich ein paar Experimente mit den paar Entwicklern gemacht, die ich sowieso im Haus habe (Rodinal, Maco Ecoprint und Rollei High Contrast), und alles penibel dokumentiert. Die Ergebnisse zeigen, bei teils nur geringen Abwei­chungen in der Verar­beitung, extreme Unterschiede (das Bild zeigt nur diejenigen Negative, die auf den ersten Blick halbwegs brauchbar wirkten):

Auf dem Leuchttisch käme man nun nicht drauf, dass das Bild oben links das beste ist, aber nach Einscannen und jeweils optimalem Umkehren in Photoshop war die Sache klar. Das nächste Bild zeigt (v.l.n.r.) Ausschnitte der Negative 6 / 8 / 3 (siehe Beschriftung jeweils untere Bildmitte):

Man sieht in der Großansicht recht deutlich, dass in allen Negativen, die vordergründig „richtig“ entwickelt sind, die Konturen überstrahlen, was sich ungünstig auf die Schärfe auswirkt.

Anders gesagt: Damit ich scharfe, tonal fein abgestufte Negative erhalte, muss ich den FO5 so verarbeiten, dass er auf den ersten Blick unterbelichtet und / oder unterentwickelt aussieht. Da es ja nur der Ausgangspunkt ist, kann man das in den folgenden Schritten kompensieren. Aber zuerst noch mal zur Schärfe – rasche Umkehrung des Negativscans, noch ohne Optimierung der flaueren Passagen:

Schauen wir mal genauer hin:

Und jetzt bei 100%-Darstellung des 2400-dpi-Scans:

Das finde ich schon ziemlich beeindruckend für ein Negativ, das mit meinen einfachen Mitteln entstanden ist …

Und wie habe ich dieses Negativ nun verarbeitet? Belichtet habe ich den FO5 wie ISO 0,8/0°. Entwickelt habe ich in Rodinal 1:200 in der Schale, eine Minute kippeln und dann 15 Minuten stehen lassen. Stoppbad und Fixierer wie üblich. Stärkere Konzentration, eine Stunde Standentwicklung oder auch Entwickeln in verdünntem Papier­entwickler führten schnell zu besagten Über­strahlungen, ebenso Zweitentwicklung in RHC, und sei es nur ein paar Sekunden. Noch zu testen bleibt, ob ein Zweitbad in stark (!) verdünntem RHC die Tiefen verstärkt, ohne zu überstrahlen.

Und eine Empfindlichkeit von 0 DIN ist natürlich für bestimmte Zwecke sensationell. Das bedeutet eine Sekunde Belichtung, wo mit 21 DIN 1/125 fällig wäre – noch ein Graufilter dazudenken, und man kommt auf Belichtungszeiten, in denen fließendes Wasser nur noch ein watteweicher Pinselstrich ist.

Ein paar Tage später:
Die Testaufnahmen waren ja im Innenraum gemacht, also mit vergleichsweise überschaubarem Kontrastumfang. Mittlerweile habe ich auch ein paar Vergleichsaufnahmen draußen gemacht, und da wird es schnell heikel. Wenn ich den FO5 so weich wie möglich entwickle (also wie oben beschrieben), ist er immer noch deutlich härter als mein üblicher Fomapan – nachfolgend zwei Ausschnitte eines Fotos bei bedecktem Himmel, bei Sonnenschein ist der Unterschied noch deutlich krasser. Links Foma 320, Kontrast des Negativs in der EBV noch verstärkt, rechts FO5, in Photoshop so weich wie möglich wiedergegeben. Das ist zwar noch ganz hübsch alles, aber praktischer ist es doch, wenn der Film erst mal weich ist – härter bekomme ich den Scan oder Abzug immer, umgekehrt wird schwierig.

Jedenfalls lautet mein vorläufiges Fazit, dass ich den Strichfilm bildmäßig nur bei sehr trübem Wetter, quasi im dichten Nebel, einsetzen sollte. Für feine Nuancen bei Sonnenlicht ist er zumindest mit meinen Möglichkeiten nicht so gut geeignet.

Strichfilme mit Zwischentönen

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