Fotoradierungen von insgesamt vier unterschiedlichen Flexo-Druckplatten. Im Prinzip hat jede ihre eigenen Unzulänglichkeiten, aber auch einen gewissen Charme …
Ostseeoktober
Großformat-Aufnahmen beiderseits der Lübecker Bucht, mit der Fachkamera auf 13×18- bzw. 9×12-Material. Die großen Blätter sind in der Schale entwickelt und zeigen leider einige Unregelmäßigkeiten. Diese würden sich zwar im Scan bereinigen lassen, wenn man saubere Dateien zur Weiterverarbeitung braucht, aber dokumentationshalber zeige ich die Aufnahmen hier ungeschönt.
Reale Relativität
Wer daran zweifelt, dass Zeit dehnbar ist, der sollte einmal einen Schwarzweißfilm in der Schale entwickeln …
Normalerweise habe ich ja meinen Standardprozess für die Filmentwicklung, aber für die größeren Planfilme ab 5×7 Zoll war ich damit noch nicht recht glücklich. Denn anders als für 4×5 Zoll habe ich hier keine geeignete Spule und bin daher im Tageslichttank auf die sog. Taco-Entwicklung angewiesen. (Die geht so: Planfilm aufrollen, Gummiring drum, rin in die große Dose, vier Stück passen nebeneinander rein.) Weil aber auch Stand- und Semistandentwicklung nicht ohne einiges Kippen auskommen, löst sich gelegentlich mal eine Taco-Rolle, und das Ergebnis sind üble Kratzer bis hin zur Unbenutzbarkeit. Da ich gerade zwei Dutzend 5x7er zu entwickeln hatte, habe ich jetzt was anderes probiert: Einzelblatt-Entwicklung* in der Schale.
Weil nun aber Schwarzweißfilme (zumindest die panchromatischen, also alle „normalen“) anders als Fotopapier übers ganze Spektrum empfindlich sind, muss der gesamte Prozess vom Entnehmen aus der Kassette bis mindestens zum Fixierbad in absoluter Dunkelheit stattfinden.
Man platziert also alles, was man braucht, griffbereit, klemmt sich einen Timer, dessen Funktionen man blind steuern kann, an die Schürze, befüllt die Schalen vom Vorwässern bis zum Fixierer (der Entwickler sollte für diesen Zweck natürlich kein One-Shot wie Rodinal sein – ich habe hier einen etwas stärker verdünnten Papierentwickler verwendet), legt die (vorne möglichst weichen) Zangen an immer dieselbe Stelle der Wannen und lernt auswendig, wie viele Schritte in welche Richtung es vom Arbeitstisch bis zum Wasserhahn sind, denn es wird nicht ausbleiben, dass öfters mal gründliches Händewaschen angezeigt ist … Dann Licht aus und Nerven bewahren!
Auf diese Weise habe ich heute in einem Rutsch ein Dutzend Planfilme ohne nennenswerte Panne entwickelt (aber: siehe unten) – dafür war ich anderthalb Stunden lang im absoluten Dunkel, es hat sich allerdings angefühlt wie ein halber Tag. Dieselbe Zeitspanne auf die Internet-Recherche nach geeigneten Planfilm-Entwicklungsmethoden verwendet verstreicht gefühltermaßen vier oder fünf Mal so schnell …
Nachtrag, als auch das zweite Dutzend Filme entwickelt ist: Auch die Schale hat ihre Tücken. Ich habe insgesamt weniger Kratzer als mit der Taco-Methode, aber dafür vereinzelt schlierige Unregelmäßigkeiten bei der Entwicklung. Nach ersten Recherchen tippe ich auf unzureichende Bewegung, obwohl ich genau darauf schon sorgfältig geachtet hatte. Nächstes Mal also beherzt Überschwappen riskieren – oder doch wieder wickeln zum Entwickeln …?
* man liest auch manchmal Anleitungen, in denen mehrere Blatt Film auf einmal in die Entwicklerschale kommen. Aber das ist mir unsympathisch – erstens kann man sich dann mit den Entwicklungszeiten leichter vertüdeln und zweitens steigt wieder das Kratzerrisiko.
Mehr Bilder aus dieser Aufnahmereihe gibt es hier.
Papiernegativ ist das neue Polaroid
Sofortbild feiert in den letzten Jahren zwar eine Renaissance, aber leider nur in Spielzeugformaten. Wer noch ein Polaback für Großformatrückteile hat, wird fürs Verbrauchsmaterial meist nur noch zu obszönen Preisen bei schwindeligen Internet-Quellen fündig. Wenn es nur um Schwarzweiß geht, gibt es allerdings eine Alternative fürs schnelle Bild: Man packt einfach Fotopapier in die Planfilmkassette.
Das ist im Bildergebnis zwar nicht dasselbe (nicht mal ansatzweise), aber es hat auch seinen Charme: Weil nämlich die Empfindlichkeit von Fotopapier im einstelligen ISO-Bereich liegt und das Material – zumindest das festgradierte – üblicherweise nicht für Rot sensibilisiert ist. Damit sind die Tonalität und die Belichtungszeiten ähnlich denen alter Glasplatten wie zu Urgroßvaters Fotozeiten.
Ein so belichtetes Negativ kann man direkt nach der Aufnahme bei Rotlicht in die Entwickler-Wanne legen und ein paar Minuten später schon zum Trocknen aufhängen; und weil es (wenn man PE-„Papier“ benutzt) auch viel schneller trocknet als ein Planfilm, hat man im Nullkommanix ein weiterverarbeitbares Ergebnis in der Hand.
Zu beachten ist dabei lediglich, dass Fotopapier einen geringeren Kontrastumfang wiedergeben kann als der klassische SW-Film; Landschaft bei Sonnenschein mit schattigem Vordergrund und Schäfchenwolken auf Weitwinkel wird nix, da kannste noch so doll filtern. Aber bei geeigneten Bedingungen (trübes Licht, Fotostudio mit kontrollierbaren Kontrasten) lässt sich damit prima arbeiten. Und als Kollateralnutzen kostet es auch nur den Bruchteil einer Aufnahme auf Planfilm.
Überlagerungspanoramen
Bei Rollfilmkameras mit einem roten Fensterchen in der Rückwand arbeitet der Filmtransportmechanismus stufenlos – man spult vorsichtig auf Sicht weiter, bis die nächste Bildnummer im Fenster erscheint. Diese kleine Unbequemlichkeit kann man sich gestalterisch zu Nutze machen – hier in einer Agfa Isolette 6×6:
Mehr Fotoradierungen
An der Nordseeküste
Kurzreise, Sommer 2017. Auf Norderney war es überwiegend zu windig für die riesige selbst gebaute Lochkamera, so dass nur ein Motiv brauchbar wurde,
abends am Deich von Norddeich hat die historische Plattenkamera auch ziemlich gewackelt,
und in Wilhelmshaven habe ich offensichtlich gleich mehrere Sachen pro Aufnahme falsch gemacht (wenn ich nur wüsste, welche …):