Experimente zum Fotodruck


Ginge es in der Fotografie nur um technische Qualität bei Schärfe und Tonwert­wiedergabe, dann wäre die Sache klar: Man fotografierte digital und gäbe die Bilder über einen hochwertigen Tintenstrahl­drucker aus. Nun ist es zwar auch denkbar, die dabei mögliche Perfektion auch mit analogen Reproduktions­verfahren anzustreben – einige Kollegen machen da wirklich erstaunliche Dinge. Meine eigene Heran­gehensweise beim Drucken von Fotos ist derzeit eine andere:

Für die Abbildung oben habe ich ein 9×12-Schwarzweiß­negativ drei Mal mit unter­schiedlichen Belichtungen auf Strichfilm umkontaktet und von diesen harten Positiven wiederum Kontakt­kopien gemacht. Damit hatte ich drei Negative in Strich­umsetzung – entsprechend ungefähr dem, was passiert, wenn man in der Bildbearbeitung in Schwarz und Weiß trennt und dabei jeweils den Schwellwert­regler verstellt.

Von diesen Negativen habe ich Klischees gemacht, so dass ich letztlich drei Druckformen hatte, die ich dann (nicht sonderlich passgenau) dreifarbig, wie einen Holzschnitt in verlorener Form, übereinander gedruckt habe.

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Insgesamt eine interessante Sache, aber wenn man schon einen halben Zentner sperrige Foto­ausrüstung durch die Landschaft schleppt, möchte man nicht immer nur Volltöne drucken. Im Buchdruck hätte man natürlich die Möglichkeit, ein Raster mit zu repro­duzieren (das Stichwort hier ist Autotypie), aber bei extrem feinen Auflösungen komme ich mit meinem manuellen Auswaschen der Klischees schnell an die Grenzen des Handhab­baren.

An dieser Stelle kommt naturgemäß der Tiefdruck ins Spiel mit seinen Optionen, ein Quasi-Raster über die Aquatinta-Technik und Tonwert­unterschiede durch abgestufte Ätzzeiten zu realisieren. Das Einzige, was dagegen spricht, in nächster Zeit auch mal damit zu experi­mentieren, ist der Umstand, dass ich keine Tiefdruck­presse besitze. Aber improvisations­freudige Leute finden für solche Probleme im Internet schnell eine Lösung; und wie erste Tests mit einer raschen Kaltnadel­radierung zeigen, ist die Pastamaschine für diesen Zweck durchaus brauchbar.

Für Großformate ist das zwar nüscht, aber zumindest eine 6×9-Vorlage sollte mit reichlich Weißraum durchpassen. Zudem sind hier natürlich wieder andere Techniken gefragt, mittels derer das fotografische Bild auf die Druckplatte gelangt … zu diesem Themenkomplex wird in nächster Zeit voraussichtlich einiges zu berichten sein. Der Winter wird jedenfalls nicht langweilig!

Alt in jeder Hinsicht

Historische Technik, fotografiert mit historischer Technik:

Insbesondere das Bild der Andruckpresse vor dem Garagenfenster erscheint mir hervorhebenswert: Ich habe es mit einer Lochkamera mit 60mm Bildweite auf Fotopapier aufgenommen und ob der effektiven Blende von ca. f/300 (bezogen aufs Bildzentrum) einen ganzen Tag lang, ziemlich genau neun Stunden, belichtet. Die Schattenpartien hätten allerdings noch drei Tage mehr vertragen können …

Anlege­beratung


Dies ist Adele, eine der jüngeren Mitarbeiterinnen in meiner Druckerei. Adele heißt mit vollständigem Namen Adana Eight-Five; sie wirkt neben einem historischen Bostontiegel von gern mal dem zehnfachen Gewicht (und erst recht neben Johanna) extrem filigran, fast wie ein Spielzeug, aber man kann durchaus ernsthaft mit ihr arbeiten und ist bei Bedarf sehr mobil dabei – dazu habe ich schon ein paar Ideen, aber das wird zu gegebener Zeit vertieft …

Nicht so schön ist der Umstand, dass es bei der Adana ein ziemliches Gefrickel ist, die untere Papieranlage waagerecht auszurichten. Deshalb bin ich nach den ersten Probedrucken selbst kreativ geworden und habe eine Skala mit 2-mm-Abstufung entworfen, auf Transparentfolie gedruckt (ausnahmsweise mit dem Laser statt mit der Handpresse) und hinter den Aufzug geklebt.

Und weil die Adana 8×5 ein ziemlich verbreitetes Gerät ist, stelle ich die Vorlage hier als Download zur Verfügung. Profitipp: Gespiegelt ausdrucken und mit der Schichtseite nach unten aufkleben. Verschleißt dann nicht so schnell!

Typomania!

Bereits seit 1987 findet im Hans-Hergot-Thurm zu Uelzen jährlich ein Arbeitstreffen der Handpressendrucker statt. In diesem Jahr hat mein inoffizieller Lehrmeister Artur mich erstmals dorthin mitgeschnackt, und es war ein wunderbares Erlebnis, vier Tage lang mit so vielen talentierten Handwerkern und Künstlern an einem gemeinsamen Thema zu arbeiten.

Meinem Beitrag zur Mappe „Ware Mensch“ sieht man für mein Empfinden zwar recht deutlich an, dass ich aus der Gebrauchsgrafik komme und nicht aus der freien Kunst; dennoch bin ich mit diesem Erstling (noch nie zuvor hatte ich solch ein großes Format in so hoher Auflage gedruckt) leidlich zufrieden, vor allem weil durch das Handeinfärben der Holzlettern und anschließende manuelle Nachbehandeln mit Tüchern und Pinsel jedes Blatt ein Unikat geworden ist. Wer die Chance hat, mal eine Typomania-Mappe durchzublättern, sollte sie unbedingt nutzen – da wird altes Handwerk quicklebendig.

Da ich zwar ziemlich viel fotografiert, aber keinerlei Model Releases erfragt habe, beschränke ich mich bei den folgenden Impressionen auf meine eigene Arbeit. Für das Foto von mir beim Signieren danke! an Diana Wichmann.